Alwin Meyer: HRTech – was kann ich mir darunter vorstellen, was macht solique?
Peter B. Müller: Wir sind ein Technologie Unternehmen mit Fokus auf das globale Recruiting. Zu unseren Kernleistungen gehören u.a.:
1. Globales Multiposting: Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit, weltweit ihre offenen Stellen auf einfache Weise auszuschreiben – wo immer sie wollen in Bezug auf das Medium (Job-Portale, Social Communities oder wenn gewünscht auch immer noch Zeitungen) und geografisch.
Wir decken heute global über 80 Länder und 50 Publikationssprachen ab. Dies ist insbesondere für internationale Konzerne wie Hilti, Georg Fischer, Carl Zeiss oder Freudenberg spannend. Dies sind Unternehmen, die unsere Applikation in teilweise über 70 Ländern einsetzen und ihre offenen Stellen über unsere Applikation automatisiert publizieren.
2. Modernisierung der Karriereseite von Firmen und Stärkung des Employer Brands: Wir unterstützten Firmen, ihren Auftritt auf der firmeneigenen Karriereseite mit einem attraktiven Job-Portal und interaktiven Stellenanzeigen-Layouts zu modernisieren. Dazu gehören beispielsweise:
- Übermittlung von Emotionen durch ausdrucksstarke und zielgruppenspezifische Bilder.
- Integration von Videos über das Unternehmen, den Arbeitsplatz sowie mit einer Begrüsssungsbotschaft des CEO’s oder direkten Vorgesetzten.
- Statements von Mitarbeitenden, die erzählen, warum es cool ist, bei der Firma zu arbeiten und was sie im Alltag erleben.
- Google Maps Integration für die einfache Arbeitswegberechnung.
- weitere Funktionen zur Unterstützung des Entscheidungsprozesses bei Bewerbern.
Mit diesen Modernisierungen des eigenen Auftritts stärken die Firmen ihren Employer Brand nachhaltig.
Über unsere oben beschriebenen Kernbereiche generieren wir den Hauptteil unserer Erträge. Den grössten Teil davon sind wiederkehrende Lizenzeinnahmen für die Nutzung unserer Applikation.
Abbildung: eindrückliche Kundenliste (Auszug) von solique
Alwin Meyer: Sie investieren viel in den weiteren Ausbau ihres Leistungs-Portfolios – in welchen Bereichen?
Peter B. Müller: Wir investieren in innovative Recruiting Services wie z.B.:
- Automatisiertes Active Sourcing
- Das erlaubt ein Stellenprofil innerhalb von Sekunden mit rund 15 Millionen öffentlichen LinkedIn- und Xing-Profilen abzugleichen. Als Resultat erhält der Recruiter eine Liste von passenden Kandidaten inkl. Ranking und Scoring und wertvollen Zusatzinformationen.
- Programmatic Social Recruiting
Mit programmatischer Werbemöglichkeiten können wir unseren Kunden ermöglichen, auch sog. passiv suchende Arbeitnehmende über Google Search und die wichtigsten Social Communities wie Facebook, Instagram, etc. auf einfache Art und Weise anzusprechen. - Robot Recruiting
Mit diesem Use Case wollen wir Kunden ermöglichen, offene Stellen über neue Kommunikationswege zu promoten und Kandidaten, z.B. Blue Color Workers zu erlauben, sich ohne Hochladen eines CV’s (Lebenslaufs) via Chatbot zu bewerben.
Schneller, einfacher und kostengünstiger die gewünschten Talente finden
Alwin Meyer: Was sind ihre Initiativen in der Digitalisierung der HR Funktionen?
Peter B. Müller: Ja, auf der einen Seite unser traditionelles Geschäft, das ja auch digital läuft. Auf der anderen Seite sind wir gut aufgestellt, um die beschleunigte Digitalisierung im Human Ressources aktiv mit zukunftsorientierten Lösungen zu unterstützten.
Alwin Meyer: Daraus leitet sich auch ihr Mission ab?
Peter B. Müller: Genau, das ist unsere Mission - unsere Kunden zu begleiten und zu unterstützen, schneller, einfacher und kostengünstiger an die gewünschten Talente zu kommen.
Alwin Meyer: Wie grenzen sie sich ab von anderen Anbietern im Markt?
Peter B. Müller: In der Schweiz haben wir einen lokalen Konkurrenten, der sich jedoch vorwiegend auf die Schweiz fokussiert. Dem steht unser globales Geschäftsmodell entgegen, welches insbesondere für internationale Unternehmen einen riesigen Vorteil bringt.
Auf der internationalen Bühne stehen wir hauptsächlich zwei Wettbewerbern aus den USA gegenüber, die einen anderen Ansatz verfolgen. Hier liegt unsere Stärke darin, modern gestaltete Anzeigen automatisiert zu produzieren und zu exportieren sowie komplexe Konzernstrukturen mit verschiedensten Unternehmungen, mit diversen Anforderungen, verschiedenen Sprachen, Logos, etc. sauber abzubilden.
Solique entwickelt ihre Plattform selbst und ist IP Eigentümerin
Alwin Meyer: Als Technologiefirma entwickeln sie ihre Applikationen selbst oder haben sie das outsourced?
Peter B. Müller: Wir entwickeln unsere Applikationen vorwiegend mit eigenen Entwicklern und entsprechend gehört das Intellectual Property Right ausschliesslich solique. Unsere Lösungen sind vollständig cloud-basiert und damit einfach skalierbar.
Alwin: Was ist ihr Werdegang, wie haben sie sich zum HRTech Spezialisten entwickelt?
Peter B. Müller: Seit 1991 bin ich auf das Thema Human Ressourcen und Personalbeschaffung spezialisiert. 1993 packte ich die Möglichkeit, in dem Bereich ein national bedeutendes Unternehmen zu kaufen. Zudem war ich während 5 Jahren Präsident des Verbands der Personalberatungsunternehmen der Schweiz.
1997 habe ich die erste professionelle Job-Plattform der Schweiz aufgebaut und später in ein Joint Venture mit der Scout24 Gruppe eingebracht.
2006 bin ich mit dem Businessmodell, welches heute immer noch Kern der solique ag ist, gestartet. Zuerst waren wir sehr breit aufgestellt, u.a. auch mit Verlags- & Immobilienlösungen. Nach einer Restrukturierung ab 2013 sind wir fokussiert und spezialisiert auf das internationale Recruiting.
Eigenkapital versus Fremdkapital - eine heikle Entscheidung
Alwin Meyer: 2013 kamen externe Geldgeber dazu?
Peter B. Müller: Für die Restrukturierung und Fokussierung benötigten wir anfänglich eine externe Finanzierung. Wir fanden eine damals neuartige Finanzierungsform einer Bankentochter mit hohen kapitalisierenden Zinsen anstelle von Eigenkapital. Was anfänglich attraktiv schien, führte trotz unseren operativen Erfolgen und unserem starken Wachstum, insbesondere seit 2017, zu einer zunehmenden Belastung.
Alwin Meyer: Und da kommt jetzt die Refinanzierung mit swisspeers ins Spiel?
Peter B. Müller: Genau, wir haben die Möglichkeit die Bilanz von dieser Last zu befreien und die Firma damit auf eine neue Basis zu stellen für die Zukunft.
Übrigens haben swisspeers Investoren bereits im Jahr 2017 mit einem Darlehen die oben beschriebenen solique-Softwareweiterentwicklungen finanziert.
Unser erstes swisspeers Darlehen von 34 Investoren haben wir in 36 Raten bis August 2020 pünktlich zurückgeführt.
Aufgrund der tollen Erfahrung damals, möchten wir jetzt wieder auf die swisspeers Investoren zurückgreifen.
Bilanzbereinigung als Fundament für den Weg zum EBIT Ziel CHF 1 Million
Alwin Meyer: Über die Weiterentwicklungen haben Sie uns bereits viele Einsichten gewährt, wie sieht die finanzielle Gegenwart und Zukunft aus?
Peter B. Müller: Wir wachsen seit einigen Jahren regelmässig zwischen 20 – 30 %. In einzelnen Businessbereichen konnten wir den Ertrag im letzten und laufenden Jahr sogar um über 100% steigern.
Ich gehe davon aus, dass wir sowohl 2021 als auch 2022 auch den EBIT (Earnings before Interest & Taxes – Erträge vor Zinsen und Steuern) jeweils verdoppeln können und 2024 die Millionengrenze knacken werden.
Alwin Meyer: Was sind Ihre Pläne mit solique in den nächsten Jahren?
Peter B. Müller: Wir wachsen aktuell sehr schnell und haben noch gewaltiges Ausbaupotential – inhaltlich wie geografisch. Bei mir melden sich seit diesem Jahr aktiv Investoren, die in solique investieren möchten als Finanzinvestoren oder als strategische Investoren.
Ich bin überzeugt, dass sich nach der Bilanzbereinigung mit dem swisspeers Kredit viele Türen öffnen werden.
Mein Wunschszenario wäre die Investition eines strategischen Investors, der uns dabei unterstützt, die Firma noch breiter zu positionieren und stärker zu skalieren. In 3 - 4 Jahren kann ich mir einen Exit vorstellen.
Alwin Meyer: Herzlichen Dank für die Einblicke in ihr HRTech Unternehmen und viel Erfolg bei der Finanzierungsrunde bei uns. Mich haben sie überzeugt!
