Was passiert, wenn die Liquidität im Unternehmen knapp wird
Welche Faktoren führen zu Ausfällen?
Die Gründe für einen drohenden Ausfall sind vielfältig. Oftmals zeichnet sich eine Krise jedoch frühzeitig ab. Anzeichen für eine operative oder strategische Krise lassen sich an sinkenden Umsätzen und/oder sinkenden Margen erkennen.
Die Gründe für eine Krise lassen sich in interne und externe Faktoren unterteilen:
- Externe Faktoren können Pandemien oder der Markteintritt eines Konkurrenten sein.
- Interne Faktoren sind bei KMU meist operativer oder personeller Natur, wie zu hohe Betriebskosten, falsche Planung, Klumpenrisiken oder der Abgang/Ausfall von wichtigen Mitarbeitern.
Je nach Höhe der operativen Liquidität kann ein Umsatz- oder Margenrückgang schnell zu einem Liquiditätsengpass oder zu Zahlungsunfähigkeit und Konkurs führen. Es liegt in der Verantwortung der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates, Krisen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Massnahmen einzuleiten.
Aus Investorensicht ist in solchen Fällen ein effektiver Sanierungs- und Recovery-Prozess von entscheidender Bedeutung, um für die Kreditnehmer das Überleben des Unternehmens und für die Investoren die erfolgreiche Rückzahlung ihres Investments zu sichern.
Sanierungs- und Recovery-Prozess von swisspeers
Als Fremdkapitalgeber sind wir nicht nahe genug am Tagesgeschäft unserer Kredit-Kunden, um frühzeitig eine Krise zu erkennen. Wir verfügen aber mit den monatlichen Ratenzahlungen über eine Art Frühwarnsystem und empfangen mit Verspätungen bei den Zahlungen erste Warnsignale.
Es liegt in der Verantwortung und im Interesse des Kreditnehmers, uns möglichst früh und proaktiv zu informieren. Eine offene Kommunikation ermöglicht es uns, potenzielle Herausforderungen zu verstehen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Je früher wir einbezogen werden, desto besser können wir bei der Bewältigung der Krise helfen.
Im nächsten Abschnitt zeige ich auf, wie wir im Fall von Liquiditätsengpässen und drohenden Ausfällen unsere Kreditnehmer und Investoren unterstützen.
1) Überbrückung von Krisen durch Zusatzfinanzierung
Es gehört zu unserem Geschäft, Finanzierungslösungen auch für Unternehmen mit Liquiditätsengpässen oder strategischen Neuausrichtungen zu bieten. Wir prüfen auch bei bestehenden Kunden, ob eine Zusatzfinanzierung langfristig Sinn macht und damit das Überleben der Firma gesichert werden kann.
Bei der Frage nach einer Nachfinanzierung müssen wir immer abwägen, ob das Problem damit tatsächlich gelöst oder nur aufgeschoben wird. Dabei analysieren wir die aktuellen Schwierigkeiten und bewerten die Überlebensfähigkeit des Kreditnehmers.
2) Luft verschaffen: Kurzfristige Sistierung und Restrukturierung
In den Fällen, in welchen eine Zusatzfinanzierung nicht möglich oder nicht nötig ist, kann mittels Restrukturierung des Kredits vielleicht ein Lösung gefunden werden. Dabei gibt es zwei Optionen.
Option 1: Sistierung von Amortisationszahlungen
Die monatlichen Amortisationszahlungen werden für einige Monate ausgesetzt. Die Zinsen werden weiterhin monatlich bezahlt auf dem ausstehenden Kreditbetrag. Die Kreditlaufzeit verlängert sich um die ausgesetzten Monate, und der Kredit wird nach Ende der gewährten "Pause" über die Restlaufzeit amortisiert.
Diese Option bietet sich an, wenn es sich um einen kurzfristigen Liquiditätsengpass handelt, sich die Situation aber nach einigen Monaten wieder entspannen sollte.
Option 2: Verlängerung der Restlaufzeit
In gewissen Fällen kann es vorkommen, dass die Tragbarkeit des Kredits über die Restlaufzeit nicht mehr gegeben ist. Dies kann beispielsweise dann zutreffen, wenn ein privat haftender Kreditnehmer die Rückzahlung übernehmen muss, weil die Firma nicht mehr zahlungsfähig ist.
In diesen Fällen entscheiden wir, wie wir das bestmögliche Resultat für unsere Investoren erzielen. Beharren wir auf dem regulären Zahlungsplan oder gewähren wir eine längere Abzahlungsfrist?
Aus unserer Sicht ist in den meisten Fällen eine neue Rückzahlungsvereinbarung die beste Lösung für unsere Investoren. Die Investoren müssen zwar länger auf die Rückzahlung ihrer Investition warten, die Chance auf eine vollständige Rückzahlung aber steigt. Wird am alten Zahlungsplan festgehalten und gerät die Kreditnehmerin dadurch in die Zahlungsunfähigkeit, ist die erwartete Ausschüttung aus der Konkursmasse meist gering.
3) Konkurs und Recovery
Mahn- und Betreibungsverfahren als Teil des Kreditgeschäfts
Nicht in allen Fällen kann eine Lösung gefunden werden und ein Kreditnehmer kann die Raten nicht mehr bezahlen. Gerät ein Kreditnehmer bei uns in Rückstand mit den Zahlungen, startet der Mahn- und Betreibungsprozess. Dabei prüfen wir, welche Mittel wir gemäss Kreditbedingungen zur Verfügung haben, um die Investition unserer Investoren zu sichern. Gibt es Solidarschuldner, verpfändete Aktiven oder haben wir eine Debitorenzession?
Gelingt so keine Lösung, erfolgt nach Ablauf der Zahlungs- und Mahnfristen die Betreibung durch swisspeers. Der Ablauf eines Betreibungsverfahrens ist in der Schweiz im Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG) geregelt. Dieser Prozess, bei dem geregelte Fristen und Formen eingehalten werden müssen, ist ebenfalls Teil des Kreditgeschäfts. Wir haben Spezialisten im Team, welche diese Prozesse führen. Wenn ein Kreditnehmer auch im Betreibungsverfahren seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, kommt es zum Nachlass- oder Konkursverfahren.
Nachlassverfahren dank Sanierungsplan
Kann eine Firma einen realistischen Sanierunsgplan vorlegen, kann es Antrag auf ein Nachlassverfahren stellen.
Wird dem Antrag behördlich stattgegeben, kann das Unternehmen während der gewährte Frist nicht betrieben werden. Während dieser Zeit kann das Unternehmen Sanierungsmöglichkeiten prüfen und umsetzen, während der operative Betrieb fortgesetzt wird.
Kommt es zu keinem Nachlassverfahren, oder kann die komplette Sanierung nicht erfolgreich umgesetzt werden, kommt es zum Konkursverfahren.
Konkursverfahren - durchziehen oder einstellen?
Die Eröffnung des Konkursverfahrens kostet in der Regel rund CHF 1'500 - 2'000. Daher eröffnen wir das Konkursverfahren nur dann, wenn wir überzeugt sind, dass in der Firma noch werthaltige Aktiva vorhanden sind und es für unsere Investoren noch "etwas zu holen" gibt. Sobald der Richter die Konkurseröffnung verkündet hat, fällt die Abwicklung der Liquidation in die Zuständigkeit des Richters und des Konkursamtes. In mehr als der Hälfte der Konkurse in der Schweiz reichen die vorhandenen Aktiva nicht dafür aus, die Liquidationskosten (zwischen CHF 5'000 und CHF 10'000) zu decken. In diesem Fall wird das Konkursverfahren mangels Aktiva eingestellt.
Nach dem Konkurs: Weiterführende Untersuchungen durch swisspeers
Auch wenn ein Konkursverfahren mangels Aktiva eingestellt wird, heisst das nicht, dass der Fall für swisspeers erledigt ist. Wir verlangen beim Konkursverwalter Einsicht in die Akten und prüfen, ob in der Periode vor dem Konkurs alles mit "rechten Dingen" vor sich ging und nicht werthaltige Aktiva verschoben oder andere Gläubiger bevorzugt wurden.
Falls unrechtmässig Aktiva verschoben wurden oder dem Verwaltungsrat eine eindeutige Pflichtverletzung nachgewiesen werden kann, prüfen wir rechtliche Schritte. Dabei stellt sich immer die Frage nach der Erfolgswahrscheinlichkeit und den möglichen Entschädigungen, die erzielt werden können. Diese müssen den Kosten eines Verfahrens gegenübergestellt werden.
Schlussfolgerungen für Kreditnehmer & Investoren
Kreditnehmer: Frühzeitige Kommunikation zahlt sich aus
Zusammenfassend lässt sich sagen: Je früher das Gespräch mit uns gesucht wird, desto grösser sind die Chancen, eine für alle Beteiligten gute Lösung zu finden.
Voraussetzung dafür ist aber einerseits die Bereitschaft der Kreditnehmerin, mit uns eine Lösung zu finden, und andererseits die mittel- bis langfristige Überlebensfähigkeit des betroffenen Unternehmens.
Investoren: Risiken reduzieren durch breit gestreute Investitionen
Aus Anlegersicht ist es wichtig zu wissen, dass Ausfallrisiken Teil der Anlage in KMU Kredite sind und Ausfälle auch von uns nicht immer verhindert werden können.
Allerdings trägt unser aktives Kreditmanagement dazu bei, dass wir auch in schwierigen Situationen das Optimum für die Investoren heraus holen. Der beste Schutz vor grösseren Verlusten durch einzelne Kreditausfälle ist ein diversifiziertes KMU Kredit-Portfolio.
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