Die Digitalisierung bewegt alle Branchen – manche jedoch stärker und durchdringender als andere. Ganz radikal haben sich die Musikindustrie und das Verlagswesen verändert. Andere stehen erst am Anfang einer durch die Digitalisierung ermöglichten Weiterentwicklung, wie beispielsweise das Bildungs- und Versicherungswesen. In unseren Interviews mit KMU und Gewerbe stellen wir fest, dass das Bewusstsein für den digitalen Wandel sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Auch die Akzeptanz der Notwendigkeit eines Wandels ist sehr verschieden.
Die branchenübergreifende Grafik der Beratungsfirma Deloitte macht klar, dass sich nahezu alle Branchen mehr oder weniger intensiv mit dem Wandel durch Digitalisierung befassen müssen. Wenn Amazon in der San Fransisco Bay Area einen Lieferservice binnen 2 Stunden anbietet, wird das über kurz oder lang auch in der Schweiz ein Thema. Wer immer also Kunden beliefert wäre deshalb gut beraten sich zu überlegen, was die Konsequenzen für sein Geschäft wären, wenn er etwas Ähnliches anbieten könnte.
Konsumenten adaptieren neue Technologien rascher als Firmen
Die Konsumenten adaptieren verfügbare neue Technologien oft wesentlich schneller als Unternehmen. Ein gutes Beispiel, dass mir geblieben ist, hat der Head of KMU Services der Swisscom anlässlich des KMU Tags 2015 vergangenen Oktober geliefert. Die Ablösung von SMS durch Whatsapp hat der Telekombranche weltweit einen Ertragsverlust von rund 50 Mrd. US-Dollar beschwert. Die Lancierung von Whatsapp bedeutete für Swisscom im SMS-Geschäft gemäss Referent einen Ertragsrückgang eines dreistelligen Millionenbetrags auf beinahe Null in nur zwei Jahren. Ich kann mir gut vorstellen, wie der SMS-Divisionsmanager nach realisierten z.B. 100 Mio. CHF und langen Budgetdiskussionen für das Folgejahr Jahr 105 Mio. CHF Budget aufgebrummt gekommen hat und dann ganz erstaunt bei 50 Mio. CHF landete. Warum hat er diesen Einbruch nicht kommen sehen? Am KMU-Tag wurden dafür die Unterschiede zwischen dem „Produzentenhirn“ und „Konsumentenhirn“ verantwortlich gemacht. Der Produzent extrapoliert aus seinen historischen Daten linear für die Budgetierung des kommenden Jahres. Der Konsument adaptiert Neues wesentlich bereitwilliger. Dadurch können sich disruptive Apps wie Whatsapp so exponentiell rasch verbreiten.
Digitalisierungsprojekte: Banken fehlt die belehnbare Sicherheit
Digitalisierung macht durchaus Sinn. Allerdings stehen hierzulande viele Firmen vor folgendem Problem, welches ich am Beispiel einer Druckerei erläutern möchte. Eine Druckerei ist ein kapitalintensives Unternehmen mit hauchdünnen Margen. Der Maschinenpark muss ständig erneuert werden, um produkttechnisch auf der Höhe zu bleiben. Dazu gibt’s Finanzierungslösungen der Maschinenhersteller oder Banken. Der Maschinenersatz funktioniert gut bei traditionellen Finanzinstituten oder Industrieleasingesellschaften, weil die Maschine als Sicherheit vorhanden ist und bei einem Konkurs eingezogen werden kann. Derart besicherte Finanzierungen machen auch Banken gern, weil sie mit wenig Eigenkapital unterlegt werden müssen.
Jetzt möchten die Druckereikunden aber digital werden und – beispielsweise wie bei Vistaprint - ihre Druckaufträge online selber zusammenstellen und verwalten. Je nach Funktionalitätsumfang und Integrationsgrad (z.B. direkte Integration mit der Druckanlage und der Buchhaltung) kann so ein Onlineportal rasch eine Viertelmillion Franken oder mehr kosten. Allerdings ist dieser Onlineshop kein belehnbares Asset im Sinne einer bankfähigen Sicherheit. Bei Konkurs der Druckerei ist der Veräusserungswert des Shops wahrscheinlich nahe bei Null.
Peer-to-Peer Finanzierung macht Digitalisierungsprojekte im Unternehmen möglich
Digitalisierungsprojekte wie das beschriebene erfolgen deshalb manchmal erst, wenn eine Eigenfinanzierung oder ein Kontokorrentkredit möglich sind. Solche Überzugslimiten sind für die Finanzierung von langfristigen Investitionen aber eigentlich viel zu teuer. Andere Instrumente aus den traditionellen Finanzierungskanälen sind nur spärlich verfügbar.
Diese Unternehmer tragen zur Prosperität des Wirtschaftsstandortes Schweiz bei und schaffen Arbeitsplätze, indem sie ihre Ressourcen effektiv und effizient einsetzen. Sie verhelfen ihren Peers zu fairen Konditionen.
Besuchen Sie uns und informieren Sie sich über die aktuellen Kreditprojekte. Was ist Ihre Meinung? Suchen Sie nach Alternativen zum Bankkredit? Über einen Kommentar würde ich mich freuen.
