Externe Beratung ist für viele Kleinunternehmen lebenswichtig


Vielseitige Herausforderungen für KMU
Die Schweiz ist ein Land der Kleinbetriebe. Über 90% der KMU beschäftigen weniger als 10 Mitarbeitende. Spricht man von den KMU als «Rückgrat» der Schweizer Wirtschaft, so sind vor allem diese Unternehmen gemeint.
Doch dieses Rückgrat ist an manchen Orten zerbrechlich. Gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik (BFS) wurden 2022 rund 40'000 Unternehmen geschlossen. Das entspricht etwa 7.5% des gesamten Unternehmensbestandes. Kleine Unternehmen, insbesondere in den Bereichen freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, Gesundheit und Soziales, Immobilienwesen und wirtschaftliche Dienstleistungen schliessen häufiger. Nur rund 50% dieser Unternehmen sind nach fünf Jahren noch aktiv, gemäss BSF.
Abbildung: 5 Jahre nach Gründung sind nur noch 49.2% der Unternehmen aktiv
Die Gründe für das frühe Aus vieler Betriebe sind vielfältig. Zum einen werden strukturelle Probleme angegeben. Kleinunternehmen haben demnach oft begrenzte Ressourcen und wenig Widerstandskraft gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen. Bestimmte Branchen wie freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen sowie Handel und Reparaturen zeichnen sich durch hohe Dynamiken und Fluktuationen aus. Dazu kommen psychologische und organisatorische Hürden, die eine frühzeitige Planung in Bezug auf wirtschaftliche Veränderungen oder auf die Nachfolge erschweren.
Abbildung: Die Überlebensrate variiert je nach Branche
Tatsache ist, dass die Anforderungen an Kleinunternehmer enorm vielfältig sind und die Unternehmensentwicklung vor grosse Herausforderungen stellen. Neben dem Kerngeschäft gilt es, sich um die Finanzplanung, die Buchhaltung, Steuern & Sozialversicherungen, die Unternehmensstruktur, den Marktzugang und die Kundengewinnung zu kümmern.
Abbildung: Die vielfältigen Anforderungen an Kleinunternehmende
Gerade bei Einzelunternehmerinnen und -unternehmern ist darüber hinaus ein ausgeprägtes Verkaufstalent gefragt. Erschwerend wirkt, dass sich Unternehmerinnen und Unternehmer über die Entwicklung ihres Betriebes oft nur spärlich austauschen. Dies ist meist Chefsache und wird weder mit den Mitarbeitenden noch mit Lebenspartnern konsequent besprochen.
Unter diesen Umständen scheint externe Beratung für Kleinunternehmen sinnvoll.
Beratung tut Not, aber welche?
So vielfältig die Gründe für die Geschäftsauflösung von Kleinbetrieben sind, so vielfältig ist auch die Beraterlandschaft. Weitverbreitet ist die Inanspruchnahme von Treuhändern, Steuer- und Finanzexperten oder Rechtsberatern. Weniger oft greifen Unternehmerinnen und Unternehmer auf Strategie- und Marketingberatung zurück.
Auch hier gibt es mehrere Gründe für die Zurückhaltung. Viele KMU werden von Eigentümerinnen oder Eigentümern geführt, die eine starke persönliche Bindung an ihr Unternehmen haben. Diese enge Identifikation kann dazu führen, dass externe Ratschläge als Eingriff in die eigene Kompetenz empfunden werden.
Der Nimbus der grossen Beraterfirmen trägt dazu bei, dass Beratungsdienstleistungen oft als teuer wahrgenommen werden. Dabei wird übersehen, dass kleinere Agenturen vielfach pragmatischer vorgehen; und dies zu fairen Preisen.
Abbildung: Während Ein-Personen-Unternehmen 55% aller aktiven Betriebe ausmachen, entfallen auf sie 88% aller Unternehmensschliessungen
Mit dem Antrag zur Schaffung einer kostenlosen Beratung für Selbständigerwerbende anerkennt der Zürcher Gemeinderat somit nicht nur die komplexe unternehmerische Problemlage, sondern zielt auch darauf ab, eine gewisse Beratungsresistenz hinsichtlich des Kerngeschäfts zu überwinden. Denn für finanzielle Schwierigkeiten sorgen weniger steuerliche, treuhänderische oder rechtliche Probleme als vielmehr die fehlende unternehmerische Planung sowie ein damit verbundenes situatives Handeln. Orientierung, Unternehmensziele, Kostenplanung, ein zielgerichtetes Marketing und eine effiziente IT sind gefragt. Ein kostenloses Angebot könnte die Hemmschwelle senken, hierfür externen Rat einzuholen.
Guter Rat kommt besser früh als spät
Das Paradoxon ist bekannt: Die tägliche Arbeitsbelastung lässt Unternehmern von Kleinbetrieben fast keine Zeit für strategische Überlegungen. Ohne Strategie nimmt die Arbeitsbelastung jedoch laufend zu. Strukturierte Planung fällt in den meisten KMU situativem Handeln zum Opfer.
Wie auch immer der Stadtrat entscheiden mag. Eine auf Vertrauen, Erfahrung und Augenhöhe basierende externe Unternehmensberatung ist für viele Kleinbetriebe lebenswichtig.
Sollte sich die Stadt Zürich für ein kostenloses Angebot entschliessen, wäre es wichtig, dieses nicht von einer finanziellen Schieflage des ratsuchenden Betriebes abhängig zu machen. Vielmehr sollte verhindert werden, dass es überhaupt dazu kommt. Dazu sollte ein allfälliges Beratungsangebot mindestens folgende Kriterien erfüllen.
- Gute Sichtbarkeit und Sensibilisierung für frühzeitige Beratung
- Geschäftsmodellprüfung und Hilfe beim Businessplan
- Workshops für (Online-) Marketing und Kundengewinnung
- Kontinuierliches Coaching bei der Umsetzung der Unternehmensziele
In welcher Grössenordnung sich ein solches Angebot auf die Steuerzahler auswirkt, ist eine andere Frage. Aus unternehmerischer Sicht bleibt zu hoffen, dass für die Umsetzung auch externe Partner aus der Privatwirtschaft beigezogen werden. Fähige Unternehmensberaterinnen und -berater finden sich genug und nicht wenige davon sind Selbständigerwerbende.
Philipp Koller ist Gründer der STRATS GmbH. Er hat langjährige Erfahrung in der strategischen Kommunikation sowie der Geschäftsentwicklung von KMU. Sein Interesse gilt innovativen Geschäftsmodellen und deren Umsetzung. Vor seiner Selbständigkeit arbeitete er mehrere Jahre in grösseren Schweizer Marketingagenturen. Philipp verfügt über einen Master der Universität Zürich in Medienwissenschaft und Publizistik sowie über einen Executive MBA in General Management der Universität Zürich.
Die STRATS GmbH ist ein Beratungsunternehmen aus Zürich, das sich auf Marketingstrategie und Geschäftsentwicklung für KMU spezialisiert hat. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre Zielgruppen besser zu verstehen, Marktpotenziale zu erkennen und daraus wirksame Massnahmen abzuleiten – von der Positionierung über die Kundengewinnung bis zur Markenkommunikation. Unser Ansatz verbindet ökonomische Analyse mit kreativem Denken und klarer Umsetzung.
