Quevita CEO Stefan Lombriser im Interview: Wie Schweizer Präzision das digitale Sport-Coaching neu definiert


Jeder Lauf getrackt, jeder Puls gemessen, jeder Kilometer gezählt. Moderne Fitness-Apps machen uns zu perfekten Datensammlern. Doch die entscheidende Frage bleibt oft unbeantwortet: Wie werde ich mit all diesen Informationen wirklich besser?
Genau hier setzt die Quevita AG an. Das Oltner Tech-Unternehmen entwickelt keine reinen Logbücher, sondern intelligente Coaching-Systeme, die aus Daten einen klaren Weg zum Ziel formen. Wir hatten die Gelegenheit, mit CEO Stefan Lombriser über die Technologie hinter diesem Ansatz, die Vision für die Zukunft des Trainings und kluge Wachstumsstrategien zu sprechen.
Ein digitaler Coach mit wissenschaftlichem Fundament
Alwin Meyer: Stefan, wer bist du – und wie bist du in die Welt der Sporttechnologie gekommen?
Stefan Lombriser: Ich bin im Grunde ein passionierter Läufer, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Mein Weg hierher war aber nicht direkt. Ich bin 2009 als Student zu Quevita gestossen, habe dann den kompletten Turnaround der Firma miterlebt und sie später mit Kollegen in einem Management-Buyout übernommen. Die Leidenschaft für den Sport war also immer da, das Unternehmertum kam eher durch die Umstände dazu.
Alwin Meyer: Eine spannende Reise. Was genau macht ihr bei Quevita und wer sind eure Zielkunden?
Stefan Lombriser: Wir entwickeln und betreiben digitale Coaching‑Lösungen für Ausdauersport. Im Kern sind das unsere Apps – zum Beispiel running.COACH für Läuferinnen und Läufer sowie 2PEAK für Triathleten und Radfahrerinnen. Unsere Zielgruppe reicht vom ambitionierten Hobbyathleten mit erstem Halbmarathon‑Ziel bis hin zu Profis.
Bild: Quevita entwickelt die eignen Apps in-house in Olten.
Alwin Meyer: Das klingt nach einem anderen Ansatz als bei vielen bekannten Tracking-Apps wie Strava?
Stefan Lombriser: Genau. Viele Apps blicken vor allem zurück und analysieren, was man getan hat. Wir richten den Blick nach vorne. Unsere KI – deren Algorithmen teils seit 2003 entwickelt werden – erstellt auf Basis von Zielen, Zeitbudget und aktueller Form einen dynamischen Trainingsplan. Wir sind also ein digitaler Coach, nicht nur ein Logbuch.
Zusätzliche Glaubwürdigkeit bringen unsere sportwissenschaftlichen Wurzeln – etwa durch Marathon‑Europameister Viktor Röthlin, der Co-Founder ist und auch im Verwaltungsrat von Quevita sitzt.
Wir bringen mehr Substanz ins Training – nicht nur nackte Daten.
Alwin Meyer: Gibt es Beispiele aus dem Leistungssport?
Stefan Lombriser: Ja. Erst kürzlich hat sich OL-Weltmeister Matthias Kyburz – mit Unterstützung von Viktor Röthlin mit unserem running.COACH
in nur 12 Wochen auf den Marathon vorbereitet – und den Schweizer Rekord gebrochen (SRF berichtete). Solche Erfahrungen bestärken uns in unserem Ansatz.
Bild: Viktor Röthlin und Matthias Kyburz und bündeln ihre Erfahrung bei running.COACH, um Läuferinnen und Läufer noch gezielter zu begleiten (Bildquelle: Facebook)
Vom Scheitern zum Neuanfang
Alwin Meyer: Diese klare Vision war aber nicht immer da. Quevita startete mit einer ganz anderen Idee, richtig?
Stefan Lombriser: Ja, das kann man so sagen. Die Quevita AG wurde 2007 mit Risikokapital gegründet – mit der Vision eines «Facebook für Gesundheitsbewusste». Diese Idee ist gescheitert. In der Folge schrumpfte das Team von rund 15 Mitarbeitenden auf einen Kern von drei Personen.
Alwin Meyer: Und du warst einer davon.
Stefan Lombriser: Genau. Ich blieb als Student und half, den Turnaround zu gestalten.
Bild: running.COACH
von Quevita lässt Läufer:innen die Ziellinie mit einem Lächeln überquren, dank dynamischem Trainingsplan mit individualisierten Vorgaben.
Alwin Meyer: Fokussiert ihr heute ausschliesslich auf Endkunden‑Apps?
Stefan Lombriser: Hauptsächlich, ja. Zusätzlich betreiben wir mit viRACE ein zweites Standbein im B2B‑Bereich: eine Plattform für virtuelle Laufevents. Hier arbeiten wir mit starken Partnern, die für Kunden oder Mitarbeitende eigene Challenges veranstalten. Besonders erwähnenswert sind der Migros Run, an dem jeden Mittwoch Tausende teilnehmen, und der neue SWICA Runday.
Mit Kapital von swisspeers Investoren auf Wachstumskurs
Alwin Meyer: Ihr habt kürzlich über swisspeers Wachstumskapital aufgenommen.
Stefan Lombriser: Genau. Unsere Software ist technisch ausgereift und in acht Sprachen verfügbar – das Produkt war bereit für die Skalierung. Das Kapital setzen wir gezielt für Internationalisierung, Verkauf und Kommunikation ein, um in neuen Märkten Fuss zu fassen.
Alwin Meyer: In eurer Finanzierungskampagne genannt waren Grossbritannien und Japan. Gilt das noch?
Stefan Lombriser: Da gab es tatsächlich eine strategische Anpassung. Die geplante Partnerschaft in Grossbritannien... die kam dann leider nicht zustande. Daher haben wir unseren Fokus neu justiert und konzentrieren uns jetzt auf die DACH-Region und Japan. Japan ist als riesiger "Laufland" besonders spannend, da wir dort schon vor unseren Marketing-Aktivitäten eine starke organische Nachfrage sahen.
Alwin Meyer: Wie hast du den Finanzierungsprozess auf der swisspeers-Plattform erlebt?
Stefan Lombriser: Positiv, die Geschwindigkeit hat uns beeindruckt – unser Kreditprojekt war rasch finanziert und sogar überzeichnet. Das hat dank Auktionsmechanismus unseren Zinssatz gesenkt. Am wichtigsten: Der Prozess war schlank und pragmatisch. Unsere Befürchtung vor «ellenlangen Prozessen» hat sich nicht bestätigt.
Alwin Meyer: Das höre ich gerne :) – Welchen Rat würdest du anderen Unternehmern geben, die ebenfalls eine Finanzierung bei swisspeers Investoren suchen?
Stefan Lombriser: Erzählt eure eigene, ehrliche Geschichte – klar und professionell.
Der Erfolg bei Investoren steht und fällt mit der Story, die man präsentiert, und einer guten Vorbereitung .
Wenn diese authentisch ist und man – wie bei uns durch die swisspeers Kreditspezialisten – gut begleitet wird, sind die Chancen sehr gut.
Quevita Apps herunterladen
Alwin Meyer: Zum Abschluss: Wenn jetzt jemand Lust bekommen hat, sein Training auf das nächste Level zu heben – wo findet man eure Apps?
Stefan Lombriser: Am einfachsten findet man uns über unsere Website quevita.com. Von dort gelangt man direkt in die App‑Stores.
Alwin Meyer: Herzlichen Dank Stefan für den spannenden Einblick und weiterhin viel Erfolg!
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