FinTech-Branche zurück auf Wachstumskurs: FinTech-Studie 2023
Der Schweizer FinTech-Sektor ist im Jahr 2022 wieder gewachsen, wie die diesjährige FinTech-Studie der Hochschule Luzern zeigt. Insbesondere die Produktbereiche 'Investment Management' und Bankinfrastruktur verzeichneten ein starkes Wachstum. Zudem setzt eine wachsende Anzahl von Schweizer FinTech-Unternehmen auf nachhaltige Produkte und Dienstleistungen. Die Schweizer Banken investieren vermehrt in die Digitalisierung von Geschäftsprozessen, was auf eine zunehmende Innovation in der traditionellen Finanzbranche hinweist. Trotzdem gab es auch Herausforderungen, insbesondere beim Zugang zu finanziellen Mitteln für FinTech-Unternehmen.
Der Schweizer FinTech-Markt auf einen Blick
Die Forscherinnen und Forscher der Studie teilen den Markt in eine Produkt- und Technologie-Achse auf, dem sogennanten FinTech Grid. Die vertikale Achse zeigt Banking-Bereiche, in denen die Fintech-Lösungen klassifiziert werden können. Auf der hotizontalen Achse werden die angewendeten Technologien für diese Lösungen dargestellt.
Zahl der Schweizer FinTechs wächst wieder
Nach einem Rückgang der Anzahl von FinTechs im Jahr 2021 gibt es nun 437 FinTechs in der Schweiz. Dieses Allzeithoch kam durch eine Steigerung der Anzahl Firmen von 14% zustande und repräsentiert 0.1% aller Firmen im tertiären Sektor.
Nach Produkt sind die Bereiche Prozessdigitalisierung, Analytik und DLT (Distributed Ledger Technology) ähnlich stark vertreten, nach Technologie dominieren Bank-Infrastruktur- und 'Investment Management-FinTechs' den Markt mit einem Marktanteil von etwa zwei Dritteln.
Diese Zahlen spiegeln den global beliebten Standort Schweiz im Asset Management wieder, weswegen hier besonders viele FinTechs agieren. Trotz dieser positiven Zahlen ist die Zahl von Unternehmensgründungen auf den niedrigsten Stand seit 10 Jahren gesunken.
Rückläufige Unternehmenswerte trotz gesteigerten Investitionen
2022 hat sich das Mitarbeiter-Niveau aller untersuchten Firmen bei 20 Vollzeit-Äquivalenten stabilisiert. Gleichzeitig sank der durchschnittliche Unternehmenswert von drei auf zwei Millonen CHF (s. folgende Abbildung). Die Forscherinnen und Forscher sehen diese Entwicklung in der grossen Zahl von Unternehmensgründungen in 2021 begründet und weniger in einer rückläufigen Finanzierungs-Tätigkeit.
Die Investitionen von Venture Capital-Firmen haben in 2022 nämlich ein neues Allzeithoch von CHF 605 Mio. erreicht.
Damit bildet die Schweiz eine Ausnahme vom globalen Trend - weltweit ist die Zahl der Deals und das Finanzierungsvolumen durch Venture Capital um etwas weniger als 50% auf CHF 75 Mrd. eingebrochen, was laut den Forschern auf eine Skepsis bei der Finanzierung grösserer FinTechs zurückzuführen ist.
Auch hier trotzt die Schweiz dem Trend, denn etwa zwei Drittel der CHF 605 Mio. wurden in einer Serie B-Finanzierung verteilt. Diese verteilten Gelder entfallen mit CHF 228 Mio. für 'Investment Management FinTechs' und CHF 234 Mio. auf Bankinfrastruktur-Firmen zu einem Grossteil auf die grössten beiden FinTech-Kategorien.
Auf die DLT-Technologien entfallen in der Technologie-Kategorie mit CHF 317 Mio. etwa die Hälfte der Gelder.
Die Schweiz steht im internationalen Vergleich gut da
Die Attraktivität der FinTech-Standorte Zürich und Genf hat im internationalen Vergleich gut abgeschnitten. Genf hat in der neuesten Studie Stockholm überholt und ist nun auf dem dritten Platz von attraktiven FinTech-Hubs. Damit bilden Schweizer Standorte zwei der attraktivsten Locations für neue Unternehmensgründungen, nur noch vom weit voraus liegenden Singapur geschlagen.
In das Rating fliessen die vier Dimensionen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Technologie ein. Schweizweit liegen die Kantone Zürich und Zug weit vor allen anderen Kantone in der Anzahl beheimaterter FinTechs, was angesichts der atttraktiven Stellung von Genf eine Besonderheit darstellt. Genf liegt liegt mit etwa 42 FinTechs hinter 123 aus Zug und 164 aus Zürich.
International und firmenorientiert
Schweizer FinTechs haben eine sehr internationale Ausrichtung- nur 25% von Ihnen haben nur in der Schweiz eine Geschäftstätigkeit, der Rest ist international orientiert.
Etwa die Hälfte der Betriebe verfolgt eine reine B2B-Beziehung zu den Kunden und nochmal 29% verfolgen sowohl eine B2B- als auch eine B2C-Kundenbeziehung. Damit bildet eine rein endkundenorientierte mit zwei Prozent die Ausnahme in der Kundensegmentierung. Im Bereich von Bankinfrastruktur- und Analytik-Geschäftsmodellen sind Geschäftskunden die dominierenden Abnehmer.
Geschäftsmodelle im Wandel der Zeit
Über die Jahre hat das Zinsgeschäftsmodell von FinTechs an Bedeutung verloren und ist in der Bedeutung im Schweizer Markt mittlerweile mit dem Lizenz- und SaaS-Geschäft gleichauf.
Der Anteil von SaaS- (Software als Service) Geschäftsmodellen gewinnt stetig an Bedeutung und wird 2022 von jedem Dritten Unternehmen verfolgt. Lizenz-Geschäfte liegen bei 22% der Unternehmen als Geschäftsmodell zugrunde. Weitere Geschäftsmodelle, wie das Zins- und Trading-Geschäft gewinnen an Bedeutung, während der Handel mit Daten bei im Zeitverlauf konstanten neun Prozent liegt.
Kundenfindung und Talentwerbung als grösste Sorgen
In 2022 haben Schweizer FinTechs die grössten Herausforderungen in der Kunden- und Talentwerbung geäussert. Diese beiden Bereiche haben zusammen mit der Sorge um eine ausreichende Finanzierung den relativ grössten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr gezeigt.
Andere Sorgenbereiche wie Wettbewerbsdruck oder Regulierung haben keinen signifikanten Zuwachs gezeigt. Besonders hervorzuheben ist ebenfalls die Abweseneheit von Sorgen über Covid-19 und dessen Auswirkungen - scheinbar haben viele Unternehmen die Pandemie hinter sich gelassen und finden sich in einer neuen Normalität zurecht.
Kürzlich gegründete Firmen legen in ihren Haupt-Aktivitäten grösseren Wert auf Programmierung und Marketing, als dies noch bei älteren Unternehmen der Fall ist. Das operative Business mit Kundenkontakt verliert hingegen an Bedeutung.
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