FinTech Studie 2024: Mehr Unternehmen, weniger Funding
Im Jahr 2023 konnte der Schweizer FinTech-Sektor einen neuen Rekord verzeichnen. 483 Unternehmen sind in dem Sektor laut der FinTech-Studie der Hochschule Luzern tätig. Trotz einem herausfordernden Umfeld mit weniger Venture Capital Aktivität und Fortschritten an konkurrenzierenden Standorten, bleibt die Schweiz ein führender Standort für FinTechs. Damit das so bleibt, muss der Sektor anpassungsfähig bleiben und für Innovation und Wachstum geeignete Rahmenbedingungen erhalten und geschaffen werden.
Der Schweizer FinTech-Markt auf einen Blick
Die FinTech-Landschaft in der Schweiz hat sich trotz globaler und lokaler Herausforderungen weiterentwickelt und konnte mit einem Anstieg der Anzahl Unternehmen um 11% auf einen historischen Höchststand von 483 die wachsende Bedeutung des Schweizer Finanzsektors unterstreichen.
Abbildung 1: Anzahl Unternehmen nimmt weiter zu (IFZ FinTech Study 2024, Seite 5)
Auf der anderen Seite haben die Investitionen im Rahmen von Venture Capital Aktivitäten im Vergleich zum Vorjahr abgenommen. Bezüglich des Investitionsvolumens ist gemäss Studie noch unklar, ob strukturelle Veränderungen oder der aktuelle ökonomische Zyklus dafür verantwortlich sind.
Abbildung 2: Venture Capital Aktivitäten rückläufig (IFZ FinTech Study 2024, Seite 17)
Die Schweizer Standorte im internationalen Vergleich
Die Schweiz steht im internationalen Vergleich stark da, besonders in Bezug auf die regulatorischen Rahmenbedingungen, die für das Branchenwachstum entscheidend sind.
Im Ranking der besten FinTech Standorte zog jedoch Stockholm an Zürich und Genf vorbei und besetzt neu den 2. Rang hinter Singapur.
Abbildung 3: Fintech-Hubs Ranking - Stockholm überholt (IFZ FinTech Study 2024, Seite 28)
Dass die Schweiz an Boden verloren hat, ist unter anderem auf die nachlassende Dynamik der Venture Capital Aktivitäten zurückzuführen. Zudem haben andere Städte im Technologieranking besser abgeschnitten als die Schweiz und dadurch im Gesamtranking aufgeschlossen.
FinTechs in der Schweiz: Branchentrends
Die Studie zeigt auf, dass vor allem Lösungen in den Bereichen 'Investment Management' und 'Banking Infrastructure' stark vertreten sind. In diesen Bereichen wird weiterhin starkes Wachstum verzeichnet.
Die Zusammenarbeit zwischen FinTechs und Banken wird intensiver, um innovative Lösungen zu entwickeln. Dies spiegelt sich ebenfalls im fortschrittlichen regulatorischen Umfeld wider, welches Innovationen fördert.
Abbildung 4: Fintech-Unternehmen nach Produktbereich (IFZ FinTech Study 2024, Seite 28)
Banken und FinTech Unternehmen: Ein Match
Die Beziehungen zwischen Banken und FinTechs haben sich intensiviert. Die FinTech Study 2024 beleuchtet diese Entwicklung und stellt fest, dass sowohl traditionelle Bankinstitute als auch FinTech-Startups zunehmend kooperieren, um technologiegestützte Lösungen zu kreieren und zu implementieren.
Abbildung 5: Grössen-, Kosten- und Ertragsindikatoren für Schweizer Banken, indexiert auf 100 im Jahr 2010 (IFZ FinTech Study 2024, Seite 54)
Abbildung 6 zeigt den starken verhältnismässigen Anstieg von administrativen Kosten im Verhältnis zu übrigen Kosten und den Erträgen. Die Zusammenarbeit von Banken mit FinTechs kann nicht nur dazu beitragen, dass Banken ihr Dienstleistungsangebot modernisieren, sondern ebenfalls notwendige Effizienzsteigerungen generiert werden können.
Gleichzeitig erhalten FinTechs durch solche Partnerschaften die Gelegenheit, ihre innovativen Ansätze auf einer grösseren, etablierten Plattform zu skalieren.
Nachhaltigkeit
Im FinTech-Sektor ist Nachhaltigkeit in den Fokus gerückt. Ende 2023 zeigte sich dies in der signifikanten Zunahme nachhaltiger FinTech-Unternehmen, was ein Wachstum von 50% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Es handelt sich hierbei um Technologien, die auf eine Verbesserung der Umweltbilanz und die Förderung sozialer Ziele abzielen.
Abbildung 6: Anzahl der FinTech-Unternehmen nach Nachhaltigkeitsfokus (IFZ FinTech Study 2024, Seite 15)
Die Zahlen unterstreichen das wachsende Bewusstsein für die Bedeutung von ESG (Environmental, Social, and Governance) Kriterien im Finanzsektor.
Auch bei swisspeers wird Impact Investing und Nachhaltigkeit grossgeschrieben, unter anderem durch die Partnerschaft mit der radicant Bank (mehr dazu in diesem Blog-Post).
Chancen und Risiken des FinTech-Sektors
Die FinTech-Branche in der Schweiz zeichnet sich durch ein nachhaltiges Wachstum und eine innovationsfördernde Regulierung aus. Mit künstlicher Intelligenz als aufstrebendem Bereich hat die Schweiz die Chance, durch klare und pragmatische Regulierung einen regulatorischen Vorteil zu schaffen. Dies könnte die Position des Landes als einen führenden Standort für technologische Innovationen im Finanzsektor weiter stärken.
Die Dynamik des Schweizer Sektors wird durch das beeindruckende jährliche Wachstum der Anzahl Unternehmen, insbesondere der nachhaltigen FinTechs, unterstrichen. Nichtsdestotrotz stehen FinTech-Unternehmen auf einer globalen Ebene vor gemischten Herausforderungen.
Abbildung 7: Vergleich des „IFZ FinTech Index“ mit ausgewählten Benchmarks (IFZ FinTech Study 2024, Seite 23)
Wie Abbildung 7 zeigt, ist die Performance des FinTech-Index im Vergleich zu globalen Aktienindizes zwar ähnlich, jedoch geht der Index mit stärkeren Schwankungen einher. Dies ist ein Hinweis auf die volatilen Marktbedingungen sein, denen der Sektor unterliegt.
Hier kann die Studie heruntergeladen werden