Nachfolger gesucht: Nachfolgeregelung in Schweizer KMU
Die Nachfolgeproblematik
30 Prozent der Unternehmungen in der Schweiz können in den nächsten fünf Jahren nicht an die nächste Generation übertragen werden – unter anderem deswegen, weil der Inhaber sich nicht oder zu spät um seine Nachfolge kümmert.
Rund eine halbe Million Arbeitsplätze werden von Firmen gestellt, welche die Nachfolge an die Hand nehmen müssen.
Besonders stark von der Nachfolgeproblematik betroffen sind die Kleinst- und Kleinunternehmen. Von 603’602 im Handelsregister eingetragenen Firmen haben 91'360 eine offene Nachfolgeregelung. Somit stehen mehr als 15 Prozent der schweizerischen Unternehmungen vor einer Liquidation, sollten sie keine nächste Führungsgeneration finden.
Bei den mittelgrossen Betrieben mit 50-249 Mitarbeitenden beträgt der Anteil der Unternehmen mit einer offenen Nachfolge noch 7,5 Prozent. Offenbar gehen die grösseren Firmen proaktiver mit dem Thema Nachfolge um als die kleinen und bemühen sich frühzeitig um eine Übergabe an die nächste Generation.
Beim Blick auf die Zahlen aus dem Jahr 2021 fällt auf, dass es gerade bei der Betroffenheit Unterschiede nach Rechtsform, Region und Branche gibt.
Rechtsform Einzelfirma mit 22% ungeregelten Nachfolgen
Wenig Nachfolgeprobleme weisen Gesellschaften mit beschränkter Haftung auf, da nur rund 10 Prozent mit dieser Rechtsform noch keinen Nachfolger gefunden haben. Bei Aktiengesellschaften beträgt der Wert rund 16%.
Auf der anderen Seite haben, nicht überraschend, Einzelfirmen mit rund 22% am meisten ungeregelte Nachfolgen. Das sind typischerweise Mikrounternehmen, wo wiederum rund 300'000 Firmen nur einen Beschäftigten ausweisen. Im ganzen Segment der Kleinstunternehmen ist der Kreis der betroffenen Personen und Arbeitsplätze - neben dem in Pension gehenden Inhaber - überschaubar.
Kleinstunternehmen machen 89.7% der Firmen in der Schweiz aus (Tabelle OBT Studie 2020, Seite 11)
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Nordwestschweiz mit den meisten offenen Nachfolgen
Regional betrachtet ist der Anteil an KMU mit einer offenen Nachfolge in der Nordwestschweiz am höchsten. In dieser Region harrt in mehr als 17 Prozent der Firmen die Nachfolgeregelung einer Lösung:
In Zürich und der Zentralschweiz sind 14 Prozent der Unternehmungen noch ohne Nachfolger. Am wenigsten Nachfolgeprobleme weisen Firmen in der lateinischen Schweiz, sprich in der Genfersee-Region und im Tessin auf. Nur Zufall oder eine andere Herangehensweise? Die Gründe für die regionalen Unterschiede wären eine weitergehende Analyse wert.
Branchenunterschiede: Druck- und Verlagsgewerbe mit 23% offenen Nachfolgen
Grosse Unterschiede existieren in den Branchen. Im Druck- und Verlagsgewerbe ist die Betroffeneheit am stärksten mit etwa 23 Prozent der Firmen, die einen Nachfolger suchen. Doch auch Architekturbüros, Unternehmens- und Steuerberater, die Immobilienbranche und der Einzelhandel sind überproportional betroffen.
Nachfolgeregelung - ein Problem oder nicht?
Deuten diese Zahlen auf ein lauerndes, grosses Problem hin? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten und hat viele Facetten:
- Denkt man an die rund 500'000 Arbeitsplätze in Firmen mit offener Nachfolge, rund 10% der Beschäftigten in der Schweiz, dann sind das viele betroffene Personen.
- Viele der betroffenen Firmen sind Einzelfirmen (siehe Tabelle oben), typischerweise mit nur einem Beschäftigten; dann ist m.E. der "Untergang" der Firma nicht schlimm: sein Inhaber geht in Pension - keine weiteren Personen sind betroffen. Allerdings geht auch Knowhow verloren.
- Bei jeder Firma mit Angestellten, die nicht weiter geführt wird, ist das für die Beschäftigten und ihre Familien eine Herausforderung. Diese kommen aber wohl oft bei Lieferanten oder Abnehmern unter.
- Die "Kleinteiligkeit" der Problemstellung entschärft die Auswirkungen weil Arbeitskräfte und Knowhow absorbiert werden können von Lieferanten, Kunden oder Konkurrenten. Die Kleinteiligkeit der Herausforderung Nachfolgeregelung macht die KMU Wirtschaft gerade so robust, agil und weniger risikoreich als Grossunternehmen. Diversifikation ist das Zauberwort. Lesen Sie die 10 Stolpersteine bei der Unternehmensnachfolge.
- Die Branchenunterschiede bringen eine weitere entschärfende Tatsache ans Licht: viele der Berater und Architekten sind wohl wiederum in der Grössenkategorie "Kleinstunternehmen" und der Rechtsform "Einzelfirma" zu finden. Was auf mildernde Umstände hinweist.
- Das Firmen neu entstehen und andere untergehen gehört zum Wirtschaftskreislauf und zur permanenten Anpassung und Erneuerung. Darauf hin deutet z.B., dass im Druck & Verlagswesen viele offenen Nachfolgen zu regeln sind - davon brauchts im digitalen Zeitalter einfach weniger?
- Funktionierende Firmen untergehen zu lassen scheint aber auch eine Verschwendung von Ressourcen - vielleicht wäre es einfacher eine solche zu übernehmen und neu auszurichten, als neu zu gründen und alles, wirklich alles, von Grund auf aufzubauen. Dazu mehr hier: Ich, der Gründer. Oder vielleicht: Ich, der Nachfolger?
Nachfolgeregelung - Firma kaufen, unser Beitrag
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Studie KMU Nachfolge Schweiz 2021