Nachhaltig investieren & wirtschaften – Es gibt kein zurück
In den vergangenen Jahrzehnten wuchs in der Bevölkerung und in den Unternehmen das Bewusstsein für die Bedeutung des nachhaltigen Wirtschaftens, weil die Auswirkungen einer Vernachlässigung von Nachhaltigkeitskriterien unübersehbar sind. Bedeutung, Messbarkeit und Transparenz beleuchten wir im heutigen Blogpost.
Unternehmen müssen sich nichtmehr nur gegenüber ihren Aktionären verantworten, sondern auch gegenüber anderen Anspruchsgruppen. In diesem Zusammenhang haben sich die sogenannten ESG-Kriterien etabliert. Sie finden seitens Investoren Verwendung, um ein gesamtheitliches Bild eines Unternehmens zu erhalten, welches über die finanzielle Dimension hinausgeht.
Unter ESG versteht man «Environment», «Social», «Governance» – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung und die Kriterien gelten als Grundlage für das Bestreben, nachhaltig zu investieren.
«Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.» – Brundtland-Report - Vereinte Nationen (1987)
Die drei Dimensionen der ESG Kriterien:
- Unter dem Umwelt-Aspekt werden Themen wie CO2-Emissionen, Biodiversität, Wasser- und Ressourcenverbrauch beurteilt.
- Bei der sozialen Dimension finden Themen wie Mitarbeiter, Sicherheit und Gesundheit sowie Menschrechte Beachtung,
- während bei der «Unternehmensführung» die Managementstruktur, Massnahmen zur Korruptionsbekämpfung oder der Umgang mit Whistleblowing analysiert wird.
Wachsende Bedeutung für Investoren – Nachhaltigkeit zahlt sich aus
Wurden solche Bestrebungen zu Beginn der Nullerjahre noch belächelt, so ist nachhaltiges Investieren heute auf dem Weg Standard zu werden. Das ist nicht zuletzt auf das wachsende Bewusstsein seitens der Gesellschaft, von Investoren und auf sich verändernde gesetzliche Bestimmungen zurückzuführen.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten wuchsen die verwalteten Vermögenswerte in der Schweiz, welche eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen deutlich. Gemäss dem Branchenverband Swiss Sustainable Finance stiegen diese alleine im Jahr 2019 um 68% auf CHF 1’163.3 Milliarden an. Zum Vergleich: die in der Schweiz verwalteten Vermögen hatten per Ende 2019 einen Umfang von CHF 7’893.4 Mrd. und wuchsen um 13% (Quelle: Swiss Banking Association).
Abbildung: Entwicklung der nachhaltigen Anlagen in der Schweiz (Quelle: Swiss Sustainable Finance)
Nachhaltige Anlagen weisen im Vergleich zu konventionellen Anlagen ein besseres Rendite-Risikoverhältnis auf. Durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien, etwa im Zusammenhang mit Umwelt-, Sozial- oder Governance-Aspekten, wird dies ermöglicht.
Während bisher vor allem das Nachhaltigkeitsmanagement von börsenkotierten Unternehmen im Fokus der Investoren stand, gewinnt dieses auch für kleine sowie mittelere Unternehmen und deren Geldgeber an Bedeutung. Die zunehmende Digitalisierung und Transparenz verstärken diesen Trend.
Die Bank Globalance hat zum Beispiel die Plattform Globalanceworld lanciert, die aufzeigt, welchen Einfluss Unternehmen auf die Klimaerwärmung haben oder generell welchen Footprint sie ausweisen.
Diverse weitere Plattformen und Apps ermöglichen es zu analysieren, welche umweltschädigenden Inhaltsstoffe ein Produkt enthält oder wie Mitarbeiter ihre Arbeitsbedingungen beurteilen. Diesem Trend können sich auch KMU nicht entziehen.
Nachhaltigkeitsmanagement für KMU
In der Schweiz verschreiben sich immer mehr Unternehmen dem Thema Nachhaltigkeit: Vom Restaurant, das ausschliesslich auf Erzeugnisse aus regionalem und biologischem Anbau setzt, bis hin zum innovativen Unternehmen, dass CO2-Emissionen vermeidet. So ermöglicht etwa das schweizerische Startup ShoeSize.Me mit ihrem Tool, Retouren-Sendungen im Online-Handel zu minimieren. Die Applikation von ShoeSize.me erlaubt dem Konsumenten, basierend auf seinen aktuellen Schuhen, online die passende Grösse für neue Schuhe zu finden. Das Beispiel zeigt, das Nachhaltigkeit einer Firma viele Vorteile bietet.
Die Möglichkeiten sind grenzenlos – von Kosteneinsparungen durch effizientere Ressourcennutzung, hin zu Mehreinnahmen durch das Nachhaltigkeitsversprechen.
Das wachsende Bewusstsein seitens Kunden- und Konsumenten betrifft alle KMU. Dabei ist von Bedeutung, dass man sich als Unternehmen bewusst wird, welche Faktoren entlang der Wertschöpfungskette seiner Produkte und Dienstleistungen welchen Einfluss haben. In der Schweiz bieten zahlreiche Initiativen, Plattformen und Organisationen, Unternehmern Unterstützung an, damit sie nachhaltiger wirtschaften können. So zeigt der Bund die Möglichkeit auf, worauf es ankommt, damit man als KMU Nachhaltigkeit messen kann.
«Die Nachhaltigkeit eines KMU zu messen, ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einer Anpassung des Unternehmens an die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung.» - Schweizerische Eidgenossenschaft
Dabei ist die ganze Wertschöpfungskette von Bedeutung – von Inputfaktoren, hin zum Herstellungsverfahren und dem fertigen Produkt. Der KMU Nachhaltigkeitskompass (vom Verband für nachhaltiges Wirtschaften) bietet eine praktische Grundlage, um Nachhaltigkeitsaspekte in das Lieferketten- und Beschaffungs-management zu integrieren.
Abbildung: B Impact Assessment von B Lab Schweiz
Die gemeinnützige Organisation B Lab Schweiz, ein Ableger der amerikanischen Non-Profit-Organisation B Corporation, stellt Unternehmen mit dem B Impact Assessment sowie dem Swiss Triple Impact-Programm ebenfalls Tools zur Verfügung, die es erlauben die Auswirkungen der geschäftlichen Tätigkeit zu messen und zu verbessern.
«Dieses auf europäischer Ebene einzigartige Programm unterstützt Schweizer Unternehmen dabei, ihren Beitrag zu den Zielen der Nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zu messen und so die wichtigsten Verbesserungsbereiche zu identifizieren und gleichzeitig neue Geschäftsmöglichkeiten zu eröffnen und Innovationen zu fördern. Das STI-Programm schafft eine Dynamik, die ein landesweites Engagement ermöglicht, mit dem Gesamtziel, mehr als 3'000 Unternehmen in den verschiedensten Grössen und Sektoren zu mobilisieren. Das STI-Programm bringt eine Gemeinschaft wirkungsorientierter Unternehmen zusammen und schafft ein Ökosystem von Organisationen, die sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzen.» - Swiss Triple Impact
«B Corporations» verpflichten sich, hohe Sozial- und Umweltstandards einzuhalten, rechtliche Unternehmensverantwortung zu übernehmen und Transparenz zu ermöglichen.
In der Schweiz haben sich so nebst diversen kleineren und mittleren Unternehmen auch bekannte Firmen wie Raiffeisen oder too-good-too-go als B Corporation zertifizieren lassen. Weitere kommen laufend dazu. Es gibt kein zurück.
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