Nachhaltigkeit: Verantwortung übernehmen in einer komplexen Welt
Kernpunkte:
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Warum wir den Planeten als Ganzes betrachten müssen
Mitte September 2023 hat das Stockholm Resilience Center der Universität Stockholm seinen jährlichen Bericht zu den Planetary Boundaries veröffentlicht. Das Konzept der planetarischen Grenzen stellt eine Reihe von neun planetarischen Grenzen vor, innerhalb derer sich die Menschheit auch in Zukunft entwickeln und gedeihen kann.
Um die planetaren Grenzen für unser Überleben zu wahren, müssen wir innerhalb des grünen Bereiches bleiben und dessen Überschreitung vermeiden. Quelle: stockholmresilience.org
Zu den neun untersuchten Prozessen gehören:
- Klimawandel
- Versauerung der Ozeane
- Stratosphärischer Ozonabbau
- Atmosphärische Aerosolbelastung
- Biogeochemischen Kreisläufe
- Süsswasserverbrauch
- Landnutzungsänderung
- Unversehrtheit der Biosphäre
- Einbringung neuartiger Substanzen
Die Prozesse des Planetary-Boundaries-Konzepts sind miteinander verknüpft und unterliegen vielfältigen Wechselwirkungen. Wenn die Belastung der Prozesse ihren jeweiligen Kipppunkte überschreiten, d.h. wenn ihre Grenzen überschritten werden, kann dies schwerwiegende und irreversible Auswirkungen auf das globale Ökosystem haben, die weit reichende Kaskadeneffekte zur Folge haben können.
In ihrem Bericht haben die Forschenden eine Überschreitung der Grenzwerte für sechs von neun Prozessen festgestellt.
Sie schreiben: "Drastische Veränderungen werden nicht notwendigerweise über Nacht eintreten, aber zusammengenommen markieren die Grenzen eine kritische Schwelle für zunehmende Risiken für die Menschen und die Ökosysteme, deren Teil wir sind." Mit anderen Worten: Wenn wir die Erde als unser Haus betrachten, dann sind wir dabei, dessen Wände einzureissen und warten darauf, dass uns das Dach auf den Kopf fällt.
The evolution of the planetary boundaries framework.
Quelle: stockholmresilience.org
Beispiel Schweiz: Grenze der 'Unversehrtheit der Biosphäre'
Beispielsweise sind gemäss Pronatura in der Schweiz 40 Prozent der Brutvögel gefährdet oder potenziell gefährdet und bei den Insekten sind es 60 Prozent. Seit 1900 sind 95 Prozent der Trockenwiesen verschwunden, welche eine wichtige Grundlage für die Biodiversität bilden.
Abbildung: "So steht es um die Biodiversität in der Schweiz" - Quelle: pronatura.ch
Die Natur bietet mit ihrer Biodiversität lebenswichtige Dienstleistungen wie Nahrung, Wasser, Sauerstoff und Krankheitsbekämpfung. Der Verlust an biologischer Vielfalt gefährdet diese Dienstleistungen und kann zu Störungen in Ökosystemen führen. Nach Ansicht von Forschenden geht dieser Verlust soweit, dass man derzeit vom 6. Globalen Massensterben spricht (siehe hier für die "grossen Fünf"). Dieses Mal als Folge von menschlichen Aktivitäten.
Der Rückgang der Biodiversität beeinträchtigt auch die Fähigkeit der Natur, den Klimawandel zu mildern, während sie selbst davon betroffen ist. Der anhaltende Verlust der biologischen Vielfalt stellt eine Gefahr für das Überleben der Menschen dar.
Sie können sich eine grosse Biodiversität wie die Diversifikation Ihres swisspeers-Portfolios vorstellen - je diversifizierter, desto widerstandsfähiger. So wie Ihr Portfolio mit abnehmender Diversifikation weniger widerstandsfähig wird, so wird auch die Natur mit abnehmender Biodiversität weniger widerstandsfähig.
Die Herausforderungen sind da. Sie sind komplex und stehen in engem Zusammenhang mit einer Vielzahl von sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen und Zusammenhängen. Sehen wir uns diese an.
Herausforderungen und Auswirkungen für Wirtschaft und Gesellschaft
Unsere Gesellschaft und Wirtschaft sind wesentlich von funktionierenden Ökosystemen abhängig. So schreibt etwa UNO Sekretär für Wirtschaft und Soziales, LI Junhua, im Rahmen des diesjährigen Nachhaltigkeitsberichts der Vereinten Nationen:
Katastrophale und sich verschärfende Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände sind viel zu häufig geworden. Der steigende Meeresspiegel bedroht Hunderte von Millionen Menschen in Küstengemeinden. Darüber hinaus befindet sich die Welt derzeit im grössten Artensterben seit dem Zeitalter der Dinosaurier, und die Ozeane waren 2021 mit über 17 Millionen Tonnen Plastikverschmutzung belastet, wobei Prognosen eine Verdopplung oder Verdreifachung bis 2040 erwarten lassen.
Abbildung: Die Fläche des Great Pacific Garbage Patches, einer gigantischen Müllansammlung im Pazifik, ist mit 1.6 Millionen Quadratkilometern fast 39 Mal so gross wie Schweiz. (Quelle: science.org)
Diese Entwicklungen bedrohen weltweit die Lebensgrundlagen von Milliarden von Menschen und haben das Potenzial, die langjährigen Bemühungen um Armutsbekämpfung und wirtschaftliche Entwicklung zu gefährden. Auch die Menschen in der Schweiz sind direkt oder indirekt davon betroffen.
Von besonderer Bedeutung sind Themen wie Bildung, Gesundheit, Armut, soziale Ungerechtigkeit sowie Menschenrechte und Integration:
- Ein vorausschauendes Denken in den Bereichen Bildung und Gesundheit trägt zu einer gut ausgebildeten und gesunden Bevölkerung bei.
- Die Produktivität dieser Menschen wiederum stärkt unseren Wohlstand. Gleichzeitig hilft es, die Umweltauswirkungen unseres Handelns zu verstehen und entsprechende Massnahmen zu ergreifen.
- Armutsminderung und soziale Integration stärken die Kaufkraft und verringern soziale Spannungen. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, die Widerstandsfähigkeit der von Umwelteinflüssen besonders betroffenen Bevölkerungsschichten zu erhöhen.
- Die Achtung der Menschenrechte und die Förderung der sozialen Integration aller Minderheitengruppen sind für ein nachhaltiges und stabiles Wirtschaftswachstum unabdingbar. Dabei sind die Interessen und Bedürfnisse aller Anspruchsgruppen angemessen zu berücksichtigen.
Auf viele Entwicklungen hat die Wirtschaft einen entscheidenden Einfluss
Letztlich stehen Konsumenten und Unternehmen in der Verantwortung, damit ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum möglich ist. Konkret bedeutet dies die Übernahme von Verantwortung und die Anerkennung der sozialen und ökologischen Auswirkungen des Wirtschaftens.
Nachhaltiges Wirtschaftswachstum zielt darauf ab, sozial gerecht zu sein und schädliche Umweltauswirkungen zu minimieren oder bestenfalls zu vermeiden.
Dazu gehören neben dem CO2-Ausstoss auch die Umweltverschmutzung und der Verlust an biologischer Vielfalt, wie oben exemplarisch beschrieben. Um Nachhaltigkeit zu erreichen, sind faire Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und soziale Sicherheit unerlässlich.
Ein Wandel ist notwendig
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist ein Wandel notwendig. Dieser erfordert die Mitwirkung und das Engagement aller gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteure – auch der Finanzwelt.
Dass Gelder dorthin fliessen, wo sie diesen Fortschritt fördern und einen nachhaltigen Beitrag zur Stärkung des Fundaments leisten, ist mehr denn je von zentraler Bedeutung. Umso wichtiger ist es zu verstehen, wo wir investieren, was wir finanzieren und welche Wirkung dies hat.
Die zentrale Frage lautet: Wie können Akteure in der Finanzbranche – ob Finanzinstitute oder Anlegende – ihr Geld gezielt einsetzen, um Nachhaltigkeit zu unterstützen?
Der Weg zu nachhaltigeren Investments
Immer mehr Anlegerinnen und Anleger setzen auf nachhaltige Investitionen. Um nachhaltig wirtschaftende Unternehmen von den anderen zu unterscheiden, brauchen sie klare Kriterien. Verschiedene Konzepte haben sich in diesem Zusammenhang etabliert, um sich auf unterschiedliche Weise mit der Problematik auseinanderzusetzen.
Ein bekanntes Konzept ist "ESG". Das Akronym steht für "Environment, Social, Governance", also für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Dieser Ansatz wird häufig genutzt, um die relevanten Anlagerisiken zu verstehen.
Ein anderer, in der breiten Gesellschaft relativ wenig bekannter Ansatz versucht sich dabei auf den positiven Impact eines Investments zu stützen und zieht dabei die Sustainable Development Goals (kurz SDGs) der UNO als Grundlage heran. Die SDG-Ziele wurden im Jahr 2015 von allen 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen angenommen und sind Teil der Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung.
Abbildung: Die Sustainable Development Goals (SDGs) – die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung – konzentrieren sich auf 17 Entwicklungsziele und insgesamt 169 Unterziele, die es zu erreichen gilt.
Während ESG-Investitionen sich auf die Minimierung negativer Auswirkungen und Risiken konzentrieren, die mit den Geschäftspraktiken von Unternehmen verbunden sind, zielen SDG-Investitionen darauf ab, aktiv positive Beiträge zu spezifischen sozialen und ökologischen Zielen zu leisten.
Die SDG basieren auf der Überzeugung, dass wir nicht auf Kosten unserer Kinder und Enkel leben dürfen, und der Einsicht, dass die drei Nachhaltigkeitsdimensionen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft sich gegenseitig beeinflussen.
Diese Überzeugung und Einsicht spiegeln sich, wie wir gesehen haben, auch in den neun Planetary Boundaries wider, die ein ähnliches Konzept der vernetzten Nachhaltigkeit in Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft verfolgen, um eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen zu gewährleisten.
Abbildung: Die Erreichung der SDGs kann dazu beitragen, die planetaren Grenzen zu respektieren und umgekehrt..Quelle: stockholmresilience.org
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO, können Sie ausführlich auf der Webseite der Vereinten Nationen einsehen: UN Sustainable Development Goals.
SDG-Investments: Wo stehen wir in der Schweiz?
In der Schweiz gewinnt das Thema SDG-Investments zunehmend an Bedeutung. Ein Vorreiter auf diesem Gebiet ist radicant, die erste digitale Nachhaltigkeitsbank des Landes.
Radicant setzt bei ihren Anlagelösungen auf SDGs, um die Auswirkungen der Investments auf die globalen Nachhaltigkeitsziele zu maximieren und zeigt damit, wie Finanzinstitutionen den Übergang zu nachhaltigeren Praktiken nicht nur unterstützen, sondern aktiv vorantreiben können.
radicant ermöglicht Anlegerinnen und Anlegern, ausschliesslich in Unternehmen zu investieren, die einen positiven Impact auf Gesellschaft und Umwelt haben, basierend auf den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der UNO (SDGs).
Für einen tieferen Einblick in die innovative Herangehensweise der radicant Bank werden wir in den nächsten Wochen ein Interview für unseren Blog mit Dr. Jan Amrit Poser, Chief Sustainable Investment Officer bei radicant, führen. In diesem Gespräch gehen wir detailliert auf den Anlageansatz von radicant mit Bezug auf die SDGs ein und zeigen dabei auf, wie Investitionen tatsächlich zur Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele beitragen können.
Bleiben Sie also gespannt.