Von Einhörnern, Zebras und fairen Bildern
Als Zebras werden Unternehmen bezeichnet, die sowohl einen monetären Profit als auch einen sozialen bzw. gesellschaftlichen Impact verfolgen. Beide Ziele werden gleichgestellt, und das Erreichen des Einen darf das Andere nicht gefährden.
Das Zebra Unternehmen ist ein Gegenentwurf zum Einhorn (Unicorn), einem Venture Capital finanzierten Startup, welches einen Unternehmenswert von mehr als einer Milliarde Dollar erreicht.
Während Unternehmen mit einem Ausblick auf massive Skalierung und der Ver-x-fachung ihres Unternehmenswertes auf Venture Capital Funds zählen können/müssen, wird die Finanzierung bei Zebra Unternehmen komplexer. Laut den Gründerinnen von Zebras Unite ist es für diese Unternehmen schwieriger an Risikokapital für ihre nicht ausschliesslich finanziell orientierten Unternehmen zu kommen.
Abbildung: Zebras im Vergleich zu Unicorns
Die These von Zepeda und Sassoon ist simpel: Das System Venture Capital (Risikokapital) aus dem Silicon Valley verleitet Technologieunternehmen wie zum Beispiel Twitter und Uber dazu, entgegen dem gesellschaftlichen Mehrwert zu handeln und stattdessen das eigene Wachstum über wirtschaftliche und gesellschaftliche Ansprüche zu stellen. Die so entstehenden Geschäftsmodelle liessen z.B. Uber keine andere Wahl, als die eigenen Fahrer zu schlecht zu entlohnen, und es wäre unmöglich für Twitter, resolut gegen Botaccounts vorzugehen.
Der Grund dafür sei laut ihnen die Finanzierungsstruktur, welche sich um die Startup Szene gebildet hat. Investitionen in junge Unternehmen sind mit einem hohen Risiko verbunden. Laut Studien scheitern über 90% aller Startups unter dem Mandat von Venture Capitalists. Gleichzeitig besitzen Startups als Technologiefirmen keine ausreichenden Sicherheiten, um auf klassische Kredite zugreifen zu können. Damit bleibt ihnen Venture Capital als oft einzige Finanzierungsquelle.
Das Venture Capital Dilemma
Da wenige Startups richtig durchstarten (gemeint ist eine Verzehnfachung des Firmenwerts und mehr), sind Venture Capital Fonds darauf angewiesen, durch ein erfolgreiches Startup im Portfolio, das Scheitern der anderen neun Startups auszugleichen. Deshalb müssen sie von den «erfolgreichen» Unternehmen überhöhte Wachstumsraten verlangen zur Kompensation.
Dies mache es laut Zepeda und Sassoon den Gründern und ihren Unternehmen schwer, neben Profit und Wachstum andere wichtige Ziele zu verfolgen.
Damit bleiben die weiteren Stakeholder sowie der soziale Impact auf der Strecke. Andere Stakeholder sind jene, die stark zum Wert dieser Unternehmen beitragen z.B. die Mitarbeiter (z.B. Uber Fahrer), die Content Creators (z.B. jene die Inhalte posten auf Social Media) etc.
Für Zepeda und Sassoon ist man als Gründer damit in einer Art Teufelskreis gefangen. Venture Capital sei nur für einen Bruchteil der Unternehmen auch wirklich geeignet, da diese Wachstumsansprüche Geschäftsmodelle kreieren, deren Nachhaltigkeit fragwürdig ist. Wenn ein Unternehmen also erst einmal Venture Capital aufgenommen hat, verhinderten die Zwänge und Anreizstrukturen eine soziale Orientierung auch in späteren Lebenszyklen des Unternehmens.
Laut ihnen gibt es noch keine ausreichenden Strukturen, um Zebra Unternehmen in ihrer Mission zu unterstützen. Zusätzlich zu neuen, innovativen Kapitalprodukten werden auch andere Veränderungen benötigt, beispielsweise dem Zweck eines Zebras angepasste Rechtsgrundlagen. Diese Veränderungen voranzubringen ist die Mission von Zebra Unite und ihren weltweiten lokalen Chapters.
Ein Zebra am abheben: Fairpicture Finanzierungsrunde II
Fairpicture ist ein Zebra Unternehmen. Das 2019 gegründete Schweizer Startup hat sich zum Ziel gesetzt, Fotografen und Videografen aus dem globalen Süden direkt mit westlichen Auftraggebern zu verbinden.
Bis heute wurden so über 20'000 Fotos vermittelt. Durch Fairpicture gehen Aufträge für Foto- und Videoproduktionen an einheimische Menschen, die authentische Ergebnisse liefern und zudem durch kürzere Wege weniger Emissionen erzeugen.
Bild: Das Gründerteam von Fairpicture Pamela Stathakis, Aurel Vogel & Jörg Arnold
Auch für Fairpicture war es nicht leicht, als damals early stage Startup mit nachhaltigen Zielen Investoren zu finden. Im Herbst 2021 führte Fairpicture über swisspeers eine erste Finanzierungsrunde durch, in der von swisspeers Investoren 200'000 Schweizer Franken als Partizipationskapital zur Verfügung gestellt wurde.
Das Unternehmen hat sich seither erfreulich entwickelt und startet jetzt wie geplant ihre nächste Finanzierungsrunde. Eine Tranche von CHF 200'000 steht wiederum swisspeers Investoren zur Zeichnung offen.
Die Kampagne von Fairpicture startet nächste Woche - wir avisieren alle registrierten swisspeers Investoren via Mail (hier als Investor registrieren).
Social Impact, Rendite & Risiko im Gleichgewicht?
Wie könnte die Zukunft der sozialen und nachhaltigen Startups aussehen, und wie lassen sich alternativen Strukturen mit Risikokapital realisieren?
Wie wird der richtige Mix zwischen Impact und Rendite mit Investoren verhandelt?
Auch wenn es darauf noch keine fertigen Antworten gibt, beobachten wir die Innovation in diesem Gebiet mit Spannung und probieren neue Formen aus.
*der referenzierte Podcast: «Your Undivided Attention» des NGO Center for Humane Technology.