Job Factory Basel: Soziales Unternehmertum auf Expansionskurs
Alwin: Jan, Du bist für die Vermarktung der Job Factory verantwortlich - wer ist die Job Factory Basel AG und was macht ihr?
Jan: Job Factory ist ein einzigartiges soziales Unternehmen mit dem Ziel, junge Erwachsene mit einem Praktikum den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Wir bieten rund 120 Praktikumsstellen in 15 Geschäftsfeldern an. Seit dem Jahr 2000 haben wir über 3000 Jugendliche auf den ersten Arbeitsmarkt, eine Weiterbildung oder die Berufsschule vorbereitet.
Alwin: In welchen Bereichen sind die 15 Geschäftsfelder tätig?
Jan: Wir bieten Praktika in folgenden Arbeitsbereichen an: Schreinereien, Montage, Verpackung, Verkauf, Facility, Bau, Hairstyle, Kreativwerkstatt und in einem sehr erfolgreichen und in der Region Basel bekannten Küchenbauer - davidküchen. Sie haben beispielsweise fürs renovierte Stadtcasino zwei neue Küchen geliefert.Marc: Weiter ist es den Jugendlichen möglich, in der hauseigenen Druckerei, der Gastronomie und dem eignen IT-Unternehmen Avensos zu schnuppern. Ferner bieten wir Dienstleistungen im Bereich Coworking, Treuhand und Liegenschaftenverwaltung an. In unserem Aushängeschild, dem «blauen Haus am Dreispitz», führen wir den grössten Conceptstore in der Region Basel und ein Bistro mit Take away.
Felix: Die Kreativwerkstatt ist jeweils an der Basler Herbstmesse und am Weihnachtsmarkt mit grossen Ständen prominent vertreten.
Alwin: Marc, Du bist der Chef über die Finanzen bei der Job Factory, erzähle uns über die Entstehungsgeschichte!
Marc: Den Anfang machte der Küchenbauer, davidküchen. Er war damals noch Teil der Stiftung Weizenkorn, die uns fast 20 Jahre lang begleitet hat. Die Stiftung Weizenkorn hatte zum Ziel, jedes Jahr einen neuen Geschäftsbereich zu eröffnen. Damit sollte den Jugendlichen eine möglichst grosse Auswahl geboten werden für ein Praktikum zur Vorbereitung auf den ersten Arbeitsmarkt. Seit drei Jahren sind wir aber ohne die Stiftung Weizenkorn unterwegs.
Alwin: Wie sieht denn jetzt das Konstrukt mit der Job Factory Basel AG aus?
Marc: Wir haben zwei Stiftungen. In der einen halten wir vier Liegenschaften, die unter anderem die Räumlichkeiten für die Geschäftsfelder zur Verfügung stellt.
Eine zweite Stiftung, die Stiftung Job Training, betreibt eine Schule, wo jungen Menschen unter anderem dabei geholfen wird, wieder in eine Tagesstruktur hineinzukommen.
Unsere Praktikantinnen und Praktikanten arbeiten 4 Tage und gehen in der Stiftung Job Training einen Tag zur Schule. Wir vermitteln Mathematik, Deutsch und unterstützen im Bewerbungsprozess. Letzteres beinhaltet das Erstellen eines CV, von Anschreiben und Bewerbungstrainings. Die Praktikanten haben hier einen persönlichen Coach, der sie unterstützt. 85 Prozent der jungen Menschen, die ein Praktikum bei uns abschliessen, finden eine Anschlusslösung.
Alwin: Und was ist das Geschäftsmodell der Job Factory?
Marc: Das Geschäftsmodell basiert auf drei Säulen:
- erstens das Geschäft mit Dritten – also dem Verkauf unserer Produkte und Dienstleistungen, wie den E-Bikes oder den Gastro-Dienstleistungen.
- zweitens finanzieren wir uns mit Betreuungsgeldern, die wir für zugewiesene Personen erhalten und
- drittens verdienen wir an der Vermietung von nicht selbst genutzten Räumlichkeiten in unseren vier Liegenschaften.
Alwin: Eine eurer «Flagship Factories» ist VEO Bikes – Felix, du leitest diese. Was ist die Geschichte von VEO?
Felix: Ich bin seit anfangs Jahr dabei, die Geschichte von VEO hat aber bereits vor 10 Jahren begonnen. Seither bauen wir primär Elektrovelos hier in der Schweiz.
Eigentlich eine verrückte Idee in der Schweiz in unseren Stückzahlen Velos zu bauen!
Aber genau das ist für die Jugendlichen spannend - sie bauen ein richtiges Highend-Produkt zusammen. Jedes Velo wird von einem ausgelernten Velomechaniker überprüft und dann darf der Praktikant das selbst gebaute Velo direkt dem Kunden übergeben.
Hier gelangen Sie zum VEO Shop
Alwin: Dann bedeutet VEO Bikes nicht nur lokal produziert, sondern auch sehr persönliche Kundenbeziehungen?
Felix: Genau, Du kannst dir alles wünschen von der Farbe bis zu individuellen Anpassungen, z.B. Spezialaufbauten für eine Veloweltreise.
Bild: das schnelle E-Bike Modell "Speedster" auf Testfahrt
Auch die Polizei setzt auf die schnellen VEO E-Bikes
Alwin: Ihr bedient auch Unternehmen, die E-Bikes benötigen?
Felix: Ja, wir erwarten gerade einen spannenden Auftrag für eine Blaulichtorganisation, die unsere schnellen Speedster Modelle kaufen wollen. Für den Verkehrsgarten der Polizei Basel haben wir schon öfter Velos gebaut. Unsere Velos sind für den Schweizer Markt gebaut, die Qualität stimmt von A-Z. Weitere Organisationen, die unsere E-Bikes einsetzen, sind das Bau und Verkehrsdepartement oder die Stadtgärtnerei.
Alwin: Wer sind die Mitarbeitenden, die bei euch Velos zusammenbauen?
Felix: Wie bereits erwähnt, sind das Berufspraktikantinnen und -praktikanten, Jugendliche, die ein Zwischenjahr machen, weil sie keine Lehrstelle gefunden haben oder eine Lehre abgebrochen haben. Bei uns lernen sie in rund 2-3 Monaten ein E-Bike fehlerfrei zusammenbauen. Weiter bieten wir neu im Veloladen eine Lehrstelle an. Der Lehrling hat über das Praktikum bei uns zu der Lehrstelle gefunden. Der Vorteil ist, dass wir ihn bereits kennen.
Bild: In der VEO Werkstatt werden komplette EBikes nach individuellem Kundenwunsch aufgebaut
Näher zu den Kunden mit neuem Veloladen
Alwin: Mit dem swisspeers Kredit möchtet ihr auch einen neuen Veloladen eröffnen – was ist der Projektstand?
Felix: Wir sind auf dem Dreispitzareal in Basel, einem Industrieareal, an einem Ort ohne gute ÖV-Anbindung. Wir wollen näher zu den Leuten. Wir sehen viel Potential mit einem innenstadtnahen Laden. Insbesondere weil der B2B-Handel etwas stagniert und es für uns spannend ist, direkt zu verkaufen. Wir sehen in einem zentrumsnahen Laden viel Potential für unsere bereits gut bekannte Marke.
Erfolgreiche Finanzierung bei swisspeers
Alwin: Wie ist es dazu gekommen, dass ihr dieses Projekt bei swisspeers finanziert?
Marc: Die Basellandschaftliche Kantonalbank BLKB ist unsere Hausbank und unterstützt die Job Factory grosszügig. Sie hat uns mit swisspeers zusammengebracht und seither werden wir von euch grossartig beraten. Wir haben den Kredit zusammen aufbereitet und auf die Plattform gebracht. Das Projekt ist bereits finanziert und jetzt hoffen wir, dass der Zins über die Auktion noch etwas sinkt.
Alwin: Wie weit seid ihr mit dem Projekt und was finanziert ihr sonst noch mit dem Kredit?
Marc: Diesen Sommer haben wir den Business Case für VEO Bikes neu aufbereitet mit der Konsequenz, den Direktverkauf zu fördern und näher zu den Kunden zu gehen. Wir sind bereits dabei, Ladenflächen zu suchen.
Ein weiterer Teil des Kredits setzten wir ein, um für den geplanten Ausbau genügend Lager aufbauen zu können, um die angestrebten Produktionssteigerungen auch vollziehen zu können. Lieferungen muss man zurzeit teilweise bis zu 2 Jahre im Voraus bestellen. Jetzt können wir viel Material abrufen und der Kredit hilft uns, das Lager auszubauen und termingerecht zu produzieren.
Alwin: Herzlichen Dank für die spannenden Einblicke in die Job Factory und danke für die Leistungen, die ihr zugunsten der Gesellschaft erbringt. Wir freuen uns von der Eröffnung eures neuen Ladens zu hören!