Stefan Nägeli, swisspeers Mitgründer & CTO im ETH Interview
Stefan Nägeli schloss sein Masterstudium in Informatik an der ETH Zürich 2006 ab. Als Mitgründer und CTO der swisspeers AG setzt er heute seine Fähigkeiten zur Lösung komplexer Geschäftsprobleme in der Finanzsoftwarebranche ein. Interview: Katharina Emry Digital Communication Manager der ETH
Stefan Nägeli stieg nach dem Studium als Software-Ingenieur in die Finanzbranche ein und ist heute Mitgründer und CTO des Fintech-Start-ups Swisspeers.
Stefan Nägeli, warum haben Sie sich damals für ein Informatikstudium an der ETH Zürich entschieden?
Mein Vater kaufte 1987 seinen ersten Macintosh-Computer. Seither bin ich von Computern fasziniert. Während des Gymnasiums hatte ich die Möglichkeit, im IT-Support-Team mitzuarbeiten. Das Team bestand aus Schüler:innen und einem betreuenden Lehrer. Während ich dort arbeitete, wurde mir klar, dass ich Informatik studieren wollte.
Welche Momente aus dem Studium sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als die Namen derer, die das erste und zweite Vordiplom bestanden hatten, an einem Brett physisch veröffentlicht wurden. Die Studierenden versammelten sich vor der Liste, um zu sehen, ob ihr Name draufstand. Ich war sehr nervös und wollte möglichst rasch wissen, ob ich bestanden hatte und ob sich all die Wochen intensives Lernen ausgezahlt hatten. Und dann war da natürlich noch die Abschlussfeier im Audi Max. Es war eine sehr aufregende Zeit, endlich mein Studium abzuschliessen und in den nächsten Lebensabschnitt mit verschiedenen Karrieremöglichkeiten überzugehen.
Was haben Sie nach dem Studium gemacht?
Nach meinem Abschluss an der ETH im Jahr 2006 bin ich bei SunGard (heute bekannt als FIS) eingestiegen, um Risikomanagement-Software für die Finanzbranche zu entwickeln. Ich fing als Software-Ingenieur an und hatte dann 2009 die Möglichkeit, das Schweizer Entwicklungsteam zu leiten. 2012 wurde ich zum Chief Technology Officer für die Geschäftseinheit Risk and Performance befördert. Im Jahr 2015 gründete ich mit zwei ehemaligen Kollegen das Start-up swisspeers. Swisspeers ist ein Fintech-Start-up, das Peer-to-Peer-Kredite und -Leasing für Schweizer Unternehmen anbietet.
Was schätzen Sie besonders an Ihrem Beruf?
Ich arbeite sehr gerne in der (Finanz-)Softwarebranche, weil ich hier in kleinen, agilen und funktionsübergreifenden Teams arbeiten kann. Ausserdem schätze ich die Tatsache, dass wir versuchen, für unsere Nutzer komplexe Geschäftsprobleme durch die Entwicklung von Software zu lösen. Am Ende des Tages sieht man, was man getan hat, und erhält Feedback von den Nutzern. Das ist sehr erfüllend.
"Wir versuchen, für unsere Nutzer komplexe Geschäftsprobleme durch die Entwicklung von Software zu lösen" |
Was haben Sie aus Ihrem ETH-Studium mitgenommen, das über das Fachwissen hinausgeht?
Das Informatikstudium brachte mir strukturelles Denken bei. Vor allem in Kursen wie Datenstrukturen und Algorithmen habe ich viel über die genaue Beschreibung von Algorithmen, die Quantifizierung von Komplexität und die Überlegungen zu Laufzeit und Ressourcen gelernt. Ausserdem erforderte die wochenlange Vorbereitung auf die Prüfungen des ersten und zweiten Vordiploms viel Selbstorganisation und Disziplin.
Was war Ihre Lieblingsvorlesung?
Meine Lieblingsvorlesung war Compiler Design, da sie zahlreiche praktische Themen abdeckte, wie beispielsweise Parsing, lexikalische Analyse, Codegenerierung und Optimierungen. Die Vorlesung enthielt viele anspruchsvolle Programmierübungen und es machte Spass zu sehen, wer auf welche Lösung kam.
Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Kommilitonen und Kommilitoninnen?
Aber sicher! Ein Mitstudent hat sogar eine Schulfreundin von mir geheiratet. Und die beiden kannten sich nicht durch mich. Die Welt ist klein. Wir haben uns vor kurzem zum Skiurlaub verabredet und unsere Kinder sind zusammen in die Skischule gegangen.
Was wünschen Sie dem Departement Informatik der ETH zum 40. Geburtstag?
Ich denke, dass es für die Schweiz sehr wichtig ist, Zugang zu talentierten IT-Ressourcen zu haben. Als Arbeitgeber sehe ich, wie schwierig es ist, talentierte Leute vor Ort zu finden und einzustellen. In diesem Sinne wünsche ich dem Departement Informatik, dass es weiterhin hervorragende Professorinnen und Professoren und viele begabte und neugierige Studierende mit Karriereplänen in der Schweiz anzieht.
Das Interview führte Katarina Emry, Digital Communications Manager ETH Zürich und wurde hier publiziert