Battery Consult AG Interview: Von Salzbatterien, Elchtests und Peak Shavings
Salzbatterie: Eine bewegte Geschichte
Alwin: Was macht ihr und was ist die Geschichte von Battery Consult AG?
Andreas: Wir sind ein Ingenieur und Entwicklungsbüro, ein Kompetenzzentrum, das sich seit 15 Jahren mit Salz- Nickelbatterie beschäftig. Der Physiker und Gründer von Battery Consult AG, Dr. Cord-Henrich Dustmann, forscht seit 30 Jahren auf dieser Technologie. Die Salzbatterie hat einen ereignisreichen Weg hinter sich und via AEG und Daimler ihren Weg 2010 zu FZSoNick in der Schweiz gefunden.
Eine Prise Salz, gemischt mit Nickel, viel Knowhow und Physik – fertig ist die Salzbatterie.
Alwin: Das tönt nach einer bereits langen Entstehungsgeschichte – kannst Du einige Highlights daraus teilen?
Andreas: 1990 bestimmte Kalifornien, dass 1998 2% der Fahrzeuge emissionsfrei unterwegs sein sollen. Daimler und BMW brachten 1997 80 Salzbatterie-betriebene Fahrzeuge heraus, die 1.6 Mio. Kilometer absolvierten. Bei Daimler war die A-Klasse dafür vorgesehen. Als Kalifornien das Gesetz fallen liess, baute Daimler einen Verbrennungsmotor in die A-Klasse ein. Im Unterboden fehlte die vorgesehene, schwere Batterie und seither kennt unsere Generation den Elchtest bei Fahrzeugbelastungsproben.
Alwin: Wie ging es weiter auf dem Weg zu Battery Consult AG?
Andreas: Dr. Cord-Henrich Dustmann verliess die FZSoNick und gründete 2008 die Battery Consult AG in Meiringen. Auf seinen Erfahrungen aufbauend, wollte er die Technologie statt für den Automobilbereich für stationäre Anwendungen entwickeln.
Wie Andreas Spring zu Battery Consult AG kam
Alwin: Wie hat dich dein Karriereweg zu Battery Consult AG gebracht?
Andreas: Ich bin gelehrter Automechaniker und habe mich berufsbegleitend weitergebildet zum Betriebsökonom und 2020 ein MBA/EMBA von Rochster-Bern erfolgreich abgeschlossen. Für die Firma Linde habe ich im Aussendienst mitgeholfen ein Schweizer Händlernetz in der Anwendungstechnik aufzubauen. Nach weiteren Stationen baute ich vor rund 20 Jahren meine eigene Firma auf. Ein Grosshandelsgeschäft mit Beschaffung in Asien und Vertrieb in Europa. Nach 10 Jahren verkaufte ich die Unternehmung, gründete eine Familie und habe mich im Finanzbereich anstellen lassen. Meine letzten Stationen waren die Geschäftsführung eines Ingenieurbüros in der Bahntechnik und als CFO in der Industrie. Seit 4 Jahren bin ich zudem Verwaltungsrat eines regionalen Verteilnetzbetreibers und habe einen starken Bezug zur Energiebranche. Ende 2021 habe ich eine neue unternehmerische Herausforderung gesucht und bin bei Battery Consult AG fündig geworden.
Von Meiringen in die Welt mit Lizenzmodell
Alwin: Was ist heute der Entwicklungsstand und das Geschäftsmodell von BatteryConsult AG?
Andreas: Die zur Produktionsreife entwickelte Salzbatterie dient dem stationären Einsatz z.B. im Verbund mit Solaranlagen. Sie dient primär als Tag-Nacht-Speicher und für den Einsatz über 4-5 Tage. Die Vorteile der Salzbatterie beruhen unter anderem auf der hohen Verfügbarkeit von unkritischen Rohmaterialen, namentlich Kochsalz, Eisenpulver, Nickel und Keramik, der Brand- und Explosionssicherheit sowie dem etablierten Recyclingprozess.
Das Geschäftsmodell von Battery Consult AG steht auf zwei Säulen. Einerseits werden in der Schweiz Salzbatterien hergestellt und andererseits etablierte die Firma ein Lizenzgeschäft. So fährt im Moment unser Produktionspartner für Deutschland und Polen die Produktion hoch und wird ab Ende nächsten Jahres bis zu 1 Million Salzbatterie-Zellen produzieren können.
Alwin: Was ist das konkrete Produkt und der Haupteinsatzbereich eurer Salzbatterie?
Andreas: Haupteinsatzbereich ist die Speicherbatterie zu Hause im Keller in Zusammenarbeit mit Solarzellen. Der kleinste Speicher startet hier bei 6.6KWh und geht bis 3x 6.6KWh.
Im Industrie- und Gewerbeeinsatz kommt unsere 41KWh Batterie zum Einsatz, die wiederum stapelbar ist in 3er-, 6er-, 12er Racks etc. bis zum 20-Fuss-Container. Dieser wird beispielsweise bei Energieversorgungsunternehmen eingesetzt für das sogenannte Peak Shaving (Brechen von Lastspitzen). In dem Container befinden sich 48 Batterie-Module mit einer Gesamtkapazität von 2.4 MWh.
Die grösste stationäre Salzbatterie der Schweiz steht in einem Supermarkt in Schlieren. Die Photovoltaik Anlage auf dem Dach liefert den Strom und unten im Keller wird er in einer Salzbatterie gespeichert. Bilder-Quelle: SRF
Alwin: Was sind euere Ziele mit der Salzbatterieproduktion in Meiringen?
Andreas: Wir wollen hier eine Modellproduktion etablieren, damit wir die Lizenznehmer trainieren können. So sollen auf der Anlage rund 100'000 Zellen pro Jahr für den Schweizer Markt produziert werden. Damit können wir die Anlage kostendeckend betreiben.
Alwin: Ihr habt den Vorverkauf gestartet, wie ist der angelaufen?
Andreas: Der ist sehr gut angelaufen. Wenn wir alle Aufträge angenommen hätten wären wir bereits bei rund 700 Batterien. Wir müssen abwägen zwischen effektiver Annahme von Aufträgen, Lieferfähigkeit und Finanzierung, ein Balanceakt.
Swisspeers Investoren finanzieren Zertifizierung
Alwin: Diesen Balanceakt habt ihr mit einem swisspeers Firmenkredit entschärft, wie bist Du auf swisspeers gestossen?
Andreas: Ich habe ein MBA-Programm absolviert und verschiedene Finanzierungsformen für Unternehmen studiert. Dabei stellte ich fest, dass Venture Capital Finanzierungen nicht zwingend zu uns passen, KMU Crowdlending im aktuellen Stadium unserer Unternehmung hingegen schon. Ich habe mich mit verschiedenen Crowdlending Plattformen auseinandergesetzt und bin bei swisspeers auf das gestossen, was ich glaubte für uns am besten passt. Das hat sich auch schnell bestätigt, insbesondere durch den Vor-Ort Besuch von Andreas Hug. Kurzum, ich würds wieder so machen.
Alwin: Wie habt ihr die Kreditauktion erlebt?
Andreas: Ich war zu dem Zeitpunkt in den Ferien und habe immer wieder auf die Auktion geschaut. Es war mir bewusst, dass wir ein aktuelles Thema bearbeiten im Energiebereich und mit Produktionsstandort Schweiz. Das es dann aber so schnell geht habe ich nicht erwartet. Auch die Abwicklung klappte einwandfrei.
Das Kreditprojekt der Battery Consult AG fand bei den Investoren von swisspeers grossen Anklang und wurde auf der swisspeers-Plattform in kürzester Zeit finanziert.
Alwin: Wie habt ihr das Geld bisher eingesetzt?
Andreas: Wir setzten das Geld laufend ein für die Erreichung der Zulassung. Dazu müssen wir Testbatterien bauen. Im Moment sind die Rohmaterialpreise dafür sehr hoch, insbesondere weil wir aktuell nur kleine Stückzahlen im Testbetrieb produzieren. Ziel ist 2023 die ersten Serien zu fertigen. Wir haben Kapazität für 300 Zellen pro Monat, was 15 Batterien à 6.6 Kilowatt entspricht. Damit macht man noch kein Geschäft aber kann bereits erste Cashflows aus der eigenen Produktion generieren. Dies zusätzlich zum reinen Lizenzgeschäft.
Herzlichen Dank für die spannenden Einblicke in euer Geschäftsmodell und den Entwicklungsstand bei Battery Consult AG.
SRF hat in einer Videoreportage die Firma Battery Consult vorgestellt. Hier geht es zum TV-Clip:
https://www.srf.ch/play/tv/redirect/detail/3941834b-3b06-4d0e-8b75-d77ffca80376