Sustainable Finance: Dr. Jan Amrit Poser, CSIO radicant Bank im Interview
Nachhaltiges Investieren gewinnt in der Schweiz an Bedeutung. Radicant, die erste digitale Nachhaltigkeitsbank der Schweiz, steht an vorderster Front dieser Entwicklung. In Anlehnung an unseren kürzlich erschienenen Artikel "Nachhaltigkeit: Verantwortung übernehmen in einer komplexen Welt", in dem wir das Thema Nachhaltigkeit in seiner ganzen Breite beleuchtet haben, konzentrieren wir uns nun auf den Bereich der nachhaltigen Anlagen.
Vor diesem Hintergrund freuen wir uns, Dr. Jan Amrit Poser, Chief Sustainable Investment Officer bei radicant, zu diesem Thema zu interviewen.
Andreas Hug (swisspeers): Jan, was ist Deine Rolle bei radicant und wie lange bist Du schon dabei?
Dr. Jan Poser (radicant): Ich bin einer der Mitgründer von radicant und der Chief Sustainable Investment Officer (CSIO). Wir haben radicant am 22. April 2021, dem Earth Day, als erste digitale Nachhaltigkeitsbank der Schweiz gegründet.
Als CSIO leite ich das Sustainable Finance Competence Centre, das alle Research- und Investmentexperten unserer Bank umfasst. Mein Team ist für die gesamte Wertschöpfungskette des Investierens verantwortlich. Das beginnt mit der Beurteilung, ob und wie Emittenten von Wertpapieren mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen in Einklang stehen, über die finanzielle Prüfung der Anlagen bis hin zur Portfoliokonstruktion.
Zusätzlich liegt auch der Nachhaltigkeitsclaim der Bank in meiner Verantwortung. Wir wollen auch selbst ein Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit sein und aktiv an der Diskussion zur nachhaltigen Entwicklung teilnehmen, um die Agenda 2030 der Uno voranzubringen.
Wer mit radicant investiert, tut dies immer nach den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen.
Von Kinderbüchern inspiriert: Jan's nachhaltiger Werdegang
Andreas Hug: Was ist Dein Hintergrund und wie bist Du Sie in den Bereich der nachhaltigen Geldanlagen gekommen?
Dr. Jan Poser: Die Initialzündung zu meinem Verständnis der Nachhaltigkeit kam, als ich im Alter von sieben Jahren das Kinderbuch "Der Lorax" von Dr. Seuss las. Es erzählt die Geschichte eines Mannes - dem "Einstler" -, der ein wachstumsgetriebenes Geschäft aufbaut, indem er aus den Büscheln der "Trüffelsaftbäume" "Schnieds" ("die jeder braucht!") herstellt.
Der Lorax: Jan's Initalzündung zum Nachhaltigkeitsverständnis (Quelle: Orell Füssli)
Ein kleiner Gnom - "der Lorax" - warnt ihn immer wieder, dass er auf die Natur hören solle. Doch er fährt fort, die Bäume zu fällen, bis die Grundlage seines Geschäfts verschwunden ist. Am Ende der Geschichte wirft der Einstler inmitten der Ruinen seiner Fabriken einem Kind den letzten Truffula-Samen zu und fordert ihn auf, Bäume zu pflanzen und Teil der Lösung zu sein. Seitdem ist dies mein Wegweiser.
Andreas Hug: Wohin führte Dich dieser Weg?
Dr. Jan Poser: An die Hochschule St. Gallen zum Ökonomiestudium. Dort war ich im Vorstand der Studenteninitiative oikos, die sich für die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie eingesetzt hat.
Nach meinem Doktorat an der Universität Freiburg im Breisgau und einigen Zwischenetappen im Ausland, landete ich schliesslich bei der Bank J. Safra Sarasin, die eine Pionierin des nachhaltigen Investierens ist. Dort war ich mehr als 20 Jahre in verschiedenen Rollen tätig und verantwortete zuletzt auch die gesamte Nachhaltigkeitsstrategie.
Als sich die Opportunität von radicant auftat, wusste ich, dass es Zeit war, den nächsten Schritt in den nachhaltigen Geldanlagen zu machen.
radicant bank nutzt die SDGs als Nachhaltigkeitsrahmen und hat ein an den SDGs orientiertes Angebot geschaffen, das sich unterteilen lässt in Sustainable Investments, Sustainable Bank Account und Sustainable Banking.
Sustainable Investing: Ziele & Motivation
Andreas Hug: Für unsere Leserinnen und Leser, die vielleicht neu im Bereich des nachhaltigen Investierens sind: Was genau versteht man unter 'nachhaltiges Investieren' und warum ist es gerade jetzt so wichtig?
Dr. Jan Poser: Nachhaltiges Investieren bezeichnet die Integration von Daten über Umwelt, Gesellschaft und häufig auch Unternehmensführung (Environment, Social, Governance = ESG) in den Anlageprozess. Je nach Kundenbedürfnis, kann dies auf sehr verschiedene Weise erfolgen.
Es begann in den 1980er Jahren damit, dass Anleger gemäss ihren Werten anlegen wollten. Dazu wurden meist gewisse Unternehmen und Sektoren, z.B. Waffen und Tabak ausgeschlossen.
In den 2000er Jahren merkte man zunehmend, dass die zusätzlichen Daten über Umwelt und Gesellschaft, in denen jedes Unternehmen eingebettet ist und die damit finanziell wesentliche Aspekte beinhalten, zur Optimierung von Rendite-Risikoprofil beitragen können. Diese Art des ESG-Investierens wird heute immer mehr zur treuhänderischen Pflicht erhoben.
Mit den zunehmenden Hiobsbotschaften rund um den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität wurde in den letzten Jahren vielen Anlegern bewusst, dass wir – wie der Einstler im Lorax – die Grundlage unserer Wirtschaft unterminieren. Das bedeutet, dass wir neben dem Einfluss von Umwelt und Gesellschaft auf das Unternehmen umgekehrt auch den Einfluss des Unternehmens auf Natur und Gesellschaft betrachten sollten. Mit diesem Impact-orientierten Investieren werden also auch Nachhaltigkeitsziele angestrebt.
Radicant positioniert sich genau hier.
Impact Investments zielen nicht nur auf eine finanzielle Rendite ab, sondern auch auf einen sozialen und ökologischen Nutzen.
SDG-aligned Investments: radicants einzigartige Perspektive
Andreas Hug: Wie unterscheidet sich radicants Ansatz von anderen Banken und Finanzinstituten?
Dr. Jan Poser: Herkömmliche Ansätze betrachten vor allem den Fussabdruck, der aus dem Betrieb des Unternehmens herrührt.
Der hauptsächliche Impact eines Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft erwächst jedoch vor allem aus seinen Produkten und Dienstleistungen. Wir analysieren daher, ob diese die nachhaltige Entwicklung fördern oder ihr abträglich sind.
Dabei verwenden wir als Referenzrahmen die 17 UNO-Ziele für Nachhaltige Entwicklung oder Sustainable Development Goals (SDGs), die die UNO-Agenda 2030 bilden.
Andreas Hug: SDGs spielen eine zentrale Rolle in eurer Investmentstrategie. Kannst Du erklären, was SDGs sind, wie sie in die Investmententscheidungen integriert werden und wie sie sich von anderen nachhaltigen Investitionsmodellen unterscheiden?
Dr. Jan Poser: Die 17 SDGs bzw. die Agenda 2030, sind der weltweit anerkannte Fahrplan für nachhaltige Entwicklung. Sie reichen von sozialen Zielen wie «Keine Armut» (SDG1) und «Kein Hunger» (SDG 2) bis zu ökologischen Zielen wie «Leben an Land» (SDG15) und «Klimaschutzmassnahmen» (SDG 13).
Sie wurden 2015 von allen 193 Mitgliedsländern der UNO ratifiziert und damit auf die globale politische Agenda gehoben. Die politischen Entscheidungsträger in den UNO-Mitgliedsländern sind dazu aufgerufen, die ökonomischen Anreize zu schaffen, um die Ziele zu erreichen. Sie müssen zudem den Fortschritt jedes Jahr rapportieren.
Wir glauben, dass Unternehmen, die sich auf die UNO-Ziele ausrichten und zu ihrer Erreichung beitragen, von diesen politischen Anreizen und dem Umbau der Wirtschaft im Rahmen der Nachhaltigkeitswende profitieren sollten.
Die UNO-Ziele sind für uns ein wahrer Investment Case. Wenn ein Unternehmen gemäss unserer Rating-Methodologie einen netto-positiven Beitrag leistet und Teil der Lösung ist, sollte es auch langfristig besser performen als wenn es Teil des Problems wäre.
Andreas Hug: Kannst Du detaillierter auf die von radicant verwendete Methodologie, dem 'SDG Impact Rating', eingehen? Wie funktioniert sie und wie stellt sie sicher, dass Unternehmen richtig bewertet werden und dass Investitionen einen positiven Einfluss haben?
Dr. Jan Poser: Wir kaufen Daten über die Produktkategorien und Umsätze von etwa 12’000 Unternehmen ein. Pro Produktkategorie haben wir auch eine Einschätzung, ob diese eine positive oder eine negative Wirkung haben und wir stark sich diese auf jedes UNO-Ziel auswirkt.
Zusätzlich betrachten wir auch Daten zum Fussabdruck und zu den Kontroversen, in denen Unternehmen verwickelt sein können.
Visualisierung des SDG Impact Ratings: Das erste Bild zeigt die detaillierte Analyse des Einflusses eines Unternehmens auf die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, während das zweite Bild den aggregierten Gesamtscore darstellt, der hervorhebt, ob ein Unternehmen als positiver Lösungsanbieter für nachhaltige Entwicklung gilt.
Alle diese Daten werden wiederum auf die einzelnen SDGs gemappt. Diese Einzel-SDG-Rating aggregieren wir dann zu einem Gesamtrating. Ist dieses signifikant positiv, sehen wir das Unternehmen als Lösungsbereitsteller an. Damit ist es ein spannender Kandidat für unseren Impact-orientierten Anlageansatz.
Andreas Hug: Wo liegen die Unterschiede einer SDG Impact Beurteilung zwischen einem KMU und einem kotierten Unternehmen?
Dr. Jan Poser: KMU haben oft nicht die Ressourcen, einen Hochglanz-Nachhaltigkeitsbericht herauszugeben. Man sollte das einrechnen und sich dafür hüten, von den Marketingmassnahmen der Grossen geblendet zu werden. KMU sind aber häufig innovativer und fokussierter als grosse Konglomerate. Häufig ist der Analyseaufwand bei KMU für uns grösser, weil bestimmte Daten fehlen, oder überprüft werden müssen. Aber dieser Aufwand lohnt sich definitiv, weil sich meistens grössere Wachstumschancen ergeben.
Transparenz als Antwort auf Greenwashing
Andreas Hug: Es gibt Meinungen, die behaupten, dass Sustainable Investing nur ein Marketinginstrument sei (Greenwashing) und dass es kaum messbare Auswirkungen auf die Umwelt habe. Wie begegnest Du solchen Aussagen?
Dr. Jan Poser: Ich glaube, der Greenwashing-Vorwurf entsteht immer dann, wenn die Erwartungen der Kunden mit dem verkauften Produkt nicht übereinstimmt.
Wenn ein Produkt, das durch normenbasierte Ausschlüsse ein gewisses Wertegerüst abbildet, als ein Produkt vermarktet wird, mit dem die Verbesserung der Welt vermarktet wird, muss es zwangsläufig zu Enttäuschungen kommen. Die Ansätze sind so unterschiedlich, dass ein solches Missverständnis rasch auftritt, wenn nicht äusserste Transparenz darüber herrscht, was das Produkt bezwecken soll und für wen es geeignet ist.
Weil Transparenz dem Greenwashing vorbeugt, haben wir uns ihr bei radicant verschrieben. Bei uns können Anlegerinnen und Anleger auf jedes Unternehmen in ihrem Portfolio herunterbohren und sehen, warum wir es ausgewählt haben und was unsere Begründung dafür ist. Wir zeigen, SDGs werden unterstützt welche, was das Unternehmen gut macht und wo es Verbesserungpotenzial gibt.
Andreas Hug: Wie unterstützt radicant seine Kundinnen und Kunden dabei, ihr Vermögen auf eine Weise zu investieren, die sowohl finanziell vorteilhaft als auch nachhaltig ist?
Dr. Jan Poser: Der erste Schritt in unserem Anlageprozess ist immer die Prüfung, ob ein Unternehmen Teil der Lösung ist. Das ist für uns der Fall, wenn es in unseren SDG Impact Rating auf einer Skala von -100 bis +100 einen netto-positiven Score von mindestens 20 aufweist. Unternehmen haben häufig einen besonders positiven Impact auf die Erreichung eines oder mehrerer SDGs und haben dadurch in diesem Bereich Wachstumschancen.
Radicant Banking App: Der datengetriebene Rating-Prozess nutzt über 5 Millionen Datenpunkte, um rund 12'000 Unternehmen zu bewerten und so diejenigen auszuwählen, die aktiv zur Erreichung der Sustainable Development Goals beitragen.
Andreas Hug: Kannst Du Beispiele von Unternehmen nennen, die einen besonders positiven Impact haben?
Dr. Jan Poser: Zum Beispiel Unternehmen, die für die Wasserbewirtschaftung Pumpen und Röhren, intelligente Messsysteme und Technologien zur Wasseraufbereitung bereitstellen, unterstützen das SDG 6 «Sauberes Wasser». Mit dem zunehmendenp Klimawandel wird es immer wichtiger und profitabler sauberes Wasser bereitzustellen, wovon Anlegerinnen und Anleger profitieren können.
Oder nehmen wir Unternehmen aus der Kreislaufwirtschaft, die Recyclingsysteme und trennbare Werkstoffe herstellen. Diese haben einen positiven Effekt auf Nachhaltigkeitsziel SDG 12 «Verantwortungsvolle Produktion». Gleichzeitig spart Recyling teure Ressourcen und wird somit zu einem Business Case.
Andreas Hug: Siehst Du keinen Zielkonflikt zwischen dem Streben nach maximaler Rendite und der Suche nach nachhaltiger Entwicklung? Müssen Investorinnen und Investoren Kompromisse eingehen, oder ist es möglich, beide Ziele zu erreichen?
Dr. Jan Poser: Das kommt sehr auf den Anlageansatz an. Wenn man als wertebasierter Anleger aufgrund rein ethischer Motive bestimmte Ausschlüsse vornimmt, sollte man davon keine Outperformance erwarten. Wir haben aber nicht ohne Grund die UNO-Ziele für Nachhaltige Entwicklung als Orientierungsrahmen gewählt. Weil die globale Politik und die multilateralen Bestrebungen diese Ziele in den ordnungspolitischen Rahmen einbauen, sollten Unternehmen, die sich darauf ausrichten, über die Zeit gedeihen.
Andersherum gesagt, wenn Unternehmen stark negative Wirkungen auf Biodiversität oder Klima haben oder durch Praktiken wie Diskriminierung oder Kinderarbeit der Gesellschaft schaden, muss man sich nicht wundern, wenn sie in reputationsschädigende Kontroversen, Gerichtsverfahren und staatliche Sanktionen verwickelt werden, die der Performance massiv schaden. Kurzfristig kann ein solches Unternehmen manchmal trotz des schädlichen Verhaltens performen. Langfristig ist dies sehr fraglich.
Tipps für InvestorInnen: Der Weg zum nachhaltigen Portfolio
Andreas Hug: Was würdest Du Investorinnen und Investoren raten, die ihr Portfolio nachhaltiger gestalten möchten, aber nicht genau wissen, wo sie anfangen sollen?
Dr. Jan Poser: Manche Agenturen stellen einen Teil ihrer Nachhaltigkeitsdaten zur freien Verfügung aufs Internet. Dort kann man sich informieren, Unternehmen eigenhändig analysieren und Veränderungen am Portfolio ausführen.
Gleichzeitig kann man in Impact-orientierte Fonds investieren, die von professionellen Portfoliomanagern mit einem konsistenten Anlageansatz verwaltet werden. Dort sieht man wiederum häufig die Details der enthaltenen Unternehmen nicht.
Radicant bietet hier das beste von beiden Welten, indem wir unser SDG Impact Solutions Mandat einerseits durch unsere professionellen Portfoliomanager verwalten lassen und auf der anderen Seite radikale Transparenz bis auf jedes Unternehmen herab geben. Radicant's Anlagelösungen entdecken →
Andreas Hug: Gibt es persönliche Erfahrungen oder Erkenntnisse, die Du im Laufe Deiner Karriere im Bereich des nachhaltigen Investierens gewonnen hast, die Du mit unseren Leserinnen und Lesern teilen möchtest?
Dr. Jan Poser: In meiner Karriere habe ich gelernt, dass es am Ende auf die Erfahrung und Leistung des Portfoliomanagers ankommt:
- Erstens strebt jeder Anlageansatz - ob nachhaltig oder nicht - danach, aus Tausenden von Titeln die erfolgversprechendsten auszuwählen. Am Schluss hat der Portfoliomanager von diesen Tausenden nur noch 30 bis 50 Titel im Portfolio und auf diese kommt es an.
- Zweitens ist die Portfoliokonstruktion enorm wichtig. Einfach nur naiv ein Anlageuniversum gleichgewichtet umzusetzen, kann zu Klumpenrisiken führen. Naive Portfoliokonstruktion führt häufig zu einer Untergewichtung in US-Aktien, einem Übergewicht in den Sektoren Gesundheit und Industrie, einem Anlagestil mit teuren Wachstumsaktien. Man sollte sich immer sehr bewusst machen, welche Gewichtungen sinnvoll sind und sein Portfolio sauber konstruieren.
- Drittens sind normenbasierte Ausschlüsse von gewissen Aktivitäten meist weniger relevant als häufig angenommen. Sie betreffen vielleicht 5% des Gesamtuniversums. Ausserdem kann man zum Beispiel Tabakproduzenten sehr gut im Portfolio durch dividendenstarke nachhaltige Titel ersetzen und erhält eine ähnliche Performance.
Nachhaltigkeit in der Kreditvergabe an Unternehmen?
Andreas Hug: Welches Potential siehst Du für die Anwendung der SDGs in der Kreditvergabe an Unternehmen und wie könnte dies die Landschaft des 'Corporate Lending' verändern?
Dr. Jan Poser: Alle Anlagen haben einen Impact. Und so lassen sich die SDGs sehr gut auch für andere Anlageklassen wie zum Beispiel Unternehmenskredite anwenden. Hier sollte man analysieren, ob die Kredite die nachhaltige Entwicklung fördern und welche SDGs positiv (oder auch negativ) beeinflusst werden.
Das besondere bei Krediten ist, dass bei der direkten Beziehung von Kreditnehmern und Kreditgebern ein Investoren-Impact hinzukommt. Die Kreditgeber können somit nachhaltige Projekte direkt unterstützen. Wenn sie mit den Handlungen des Kreditnehmers nicht einverstanden sind, können sie die Verlängerung von Projektkrediten auch stoppen. So haben Kreditgeber eine «Additionalität» und einen grossen Hebel. Sie können durch ihre Kreditvergabe einen Impact erzielen.
Dieses Impact-generierende Anlegen (kurz «Impact Investing») ist unter den nachhaltigen Anlegern besonders beliebt. Swisspeers bietet hier das ideale Produkt, um auch Impact Investing anzubieten. Wenn ein Projekt einen klaren Nachhaltigkeitsbezug hat, können die Anleger auf der swisspeers Plattform einen wirklichen Unterschied für die nachhaltige Entwicklung machen.
Abschliessende Gedanken: Nachhaltige Entwicklung als Imperativ
Andreas Hug: Zum Schluss: was würdest Du Dir in Bezug auf die Nachhaltigkeit wünschen?
Dr. Jan Poser: Manche Menschen reduzieren das Thema Nachhaltigkeit auf die "Rettung des Planeten." Aber die Erde existiert schon seit Milliarden von Jahren und wird uns Menschen überleben. Die Natur hat bereits fünf Massensterben überstanden und wird sich auch von einem sechsten erholen, wenn wir es auslösen
Was wir verstehen sollten, ist, dass es bei der Nachhaltigkeit um uns selbst geht, um die Erhaltung unserer Lebensweise, um unsere Gesundheit, um unsere Lebensgrundlage, für manche geht es ums Überleben und für andere um ihren Lebensstil.
Um es plastisch auszudrücken: Die Konsequenz ist, dass es keine Strände mehr gibt (wenn der Meeresspiegel steigt)! Es bedeutet kein Skifahren mehr. Es bedeutet unerträgliche, sengende Sommer. Es bedeutet sonnenverbrannte Gärten und Einschränkungen bei der Wassernutzung. Es bedeutet Energieausfälle, wenn das Kühlwasser knapp wird und unterbrochene Lieferketten und Nachschubschwierigkeiten.
Vielleicht noch dramatischer: Stürme, Wasserknappheit und Dürre könnten den Zustrom von Flüchtlingen stark erhöhen. In letzter Konsequenz könnte dieser Druck nationalistische Bewegungen hervorbringen, welche die Demokratie unterminieren. Das Resultat wäre die Zerstörung all dessen, was uns lieb und teuer ist.
Wir müssen begreifen, dass nachhaltige Entwicklung ein Imperativ ist. Die Gute Nachricht ist jedoch, dass wir die notwendigen Technologien haben. Zudem kann jeder selbst Teil der Lösung sein. Als Nachhaltigkeitsbank wollen bei radicant unsere Kunden dazu befähigen.
Andreas Hug: Vielen Dank, dass Du Deine Einblicke und Expertise mit uns geteilt hast, Jan. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg bei Deiner Arbeit.
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