Arbeitsweise in Heimen revolutioniert - Interview mit SmartLiberty CEO Tobias Britz
Alwin Meyer: Was macht SmartLiberty und wie differenziert ihr Euch am Markt?
Tobias Britz: SmartLiberty ist die digitale Kommunikations- und Sicherheitslösung für die Langzeitpflege.
Das modulare System kombiniert Applikationen wie Bewohner-Ruf, Weglaufschutz, Assistenz-Ruf für das Personal, Technische Alarmierung und zertifizierte Apps. Dank unserer auf Alters- und Pflegeheime zugeschnittenen Smartphone-App arbeitet das Pflegefachpersonal effizient und kann in Echtzeit Informationen im Team austauschen.
Wir differenzieren uns idem wir eine Komplettlösung anbieten, die auf Digitalisierung setzt. Unsere App ist einmalig, da Sie zusammen mit Pflegefachmitarbeitern entwickelt wurde und zu 100% auf die Langzeitpflege zugeschnitten ist.
Da wir in der Schweiz entwickeln, können wir rasch auf Marktanforderungen reagieren und Innovationen in kürzester Zeit einbauen.
Das Unternehmen SmartLiberty stellt sich im Video vor.
Alwin Meyer: Sie sind seit 2004 bei der Firma dabei. Was ist Ihr Werdegang und wie sind Sie zu SmartLiberty gekommen?
Tobias Britz: Ich bin gelernter Automatiker und habe im Anschluss bei der Ingenieur-Schule in Yverdon als Dipl. Ing. in Informatik abgeschlossen. Parallel zum Studium habe ich bei der CAD-Firma Autodesk als Assistance Center Specialist gearbeitet.
Ich durfte im Jahr 2003 meine Ingenieur-Diplomarbeit bei SmartLiberty (damals ER Systems) schreiben. Dabei ging es um die Entwicklung eines neuartigen “3D-Bi-Frequenz-Aktiv-RFID-Transponder” (ja so hiess der spezielle Titel der Diplomarbeit).
Mit dieser Technologie konnten wir das erste Projekt in einer Geronto-Psychiatrie in Le Locle/NE gewinnen, mit dem Ziel, individuelle und transparente Weglaufschutz-Lösungen mit intelligenter Türsteuerung umzusetzen. Daraus wurde dann 2 Jahre später das “Liberty-System”, ein “Real-Time-Localisation-System”, kurz RTLS, was für den Healthcare-Markt zugeschnitten war.
Damit haben wir den Langzeitpflege-Markt entdeckt. Parallel habe ich bei der HEG in Neuenburg Management studiert und konnte im 2007 die Geschäftsführung der Firma übernehmen.
Damals waren wir 6 Mitarbeiter. Heute sind wir bald 50.
Dank Digitalisierung mehr Zeit für die Pflege generieren
Alwin Meyer: Seit 2007 hat sich die Technologie rasant weiterentwickelt. Was sind die tiefgreifendsten Innovationen, die sie seither an den Markt bringen konnten?
Tobias Britz: Bis 2012 haben wir unser RTLS-System immer an bestehende Alarmierungssysteme angehängt (alte Pager oder sogenannte DECT-Telefonapparate). Bis zum Tag, wo eine Pflegedirektorin eines Heimes in der Romandie uns gefragt hat, warum denn die gesamte Alarmierung und Kommunikation nicht auf ihrem modernen Smartphone abgebildet werden kann. Das war die Geburt unserer App für Alters- und Pflegeheime, die heute motica care heisst.
Die App revolutioniert die Arbeitsweise in den Heimen und bringt sehr viel Optimierung mit sich. Das erste 60-Betten-Haus, das wir mit der App ausgerüstet haben, spart jeden Tag 800 min (= 13 Stunden) Wegzeiten, und das seit nun 10 Jahren. Dank der engen Zusammenarbeit mit den Heimen lernen wir jeden Tag, was es heisst dank Digitalisierung mehr Zeit für die Pflege zu generieren. Daher ist unser Slogan auch heute “more time for care”.
2015 haben wir Zeitgleich 27 neue Produkte auf den Markt gebracht, darunter einen patentierten Ortungsmarker, der nicht nur Raumgenau orten kann, sondern auch batteriebetrieben wird. Dank dieser Technologie wurde es möglich, bestehende Alters- und Pflegeheime viel schneller auszurüsten, da die Verkabelung für die Raumortung weg fällt.
Im 2022, haben wir eine Lösung entwickelt, um bestehende Rufsysteme in unsere App-Plattform zu integrieren (www.motica.app). Es handelt sich hier nicht um eine einfache Anbindung, sondern eine tiefe Integration, um klassische Rufsysteme zu digitalisieren. Bestehende Alters- und Pflegeheime, und davon gibt es 67’000 in Europa, können damit kostenoptimiert in die Welt der Smartphone-Apps eintauchen.
Denn genau da steckt viel Potential drin, um Pflegeprozesse zu optimieren und den Pflegefachkräftemangel etwas abzufedern.
Und was alles noch 2023 kommt verrate ich Ihnen gerne in einem nächsten Interview. Denn die Digitalisierung ist erst am Anfang und was noch alles kommt ist einfach sagenhaft.
Im Video: Teaser der hochmodernen motica care-App von SmartLiberty
Alwin Meyer: Auch seit 2007 ist IDENTEC Group, ein Spezialist für die RFID Technologie ihr Hauptaktionär. Wie findet die Zusammenarbeit statt?
Tobias Britz: IDENTEC Group ist im 2006 bei der SmartLiberty eingestiegen, weil wir gemeinsam das Potential von Funktechnologien und Digitalisierung im Healthcare-Bereich erkannt hatten.
Dank der sehr engen und langfristigen Zusammenarbeit konnten wir den Umsatz der Firma verzehnfachen.
IDENTEC Group unterstützt uns regelmässig mit Coaching, Netzwerk, Best-Pratice-Sharing, Entwicklungs-Finanzierungen, usw. Das gemeinsame Ziel ist es den Markt zu erobern und den Firmenwert zu steigern.
Hinter der Gruppe steckt Martin Zumtobel, ein sehr erfahrener Entrepreneur, sowie Dietmar J. Amann als CEO mit langjährigem Know-How im Wachstum von innovativen Firmen. Zusätzlich werden wir im Verwaltungsrat noch von Prof. Wilhelm Gantner unterstützt, der als Serial-Entrepreneur namhafte Firmen wie Gantner Technologies oder IDENTEC Solutions zum Erfolg geführt hat. Mehr Informationen gibt es unter www.identecgroup.com
Research & Development steht im Zentrum
Alwin Meyer: SmartLiberty beschäftigt schon bald 50 Personen. Ich nehme an, viele von ihnen im Bereich der Software- und Hardware Entwicklung?
Tobias Britz: Aktuell arbeiten 7 Ingenieure in der R&D-Abteilung in Le Landeron am Bielersee. Der Rest des Teams kümmert sich um den Vertrieb, die Projektierung (Umsetzung der Kundenprojekte in der Schweiz), sowie den 24/7-Support.
Neu haben wir auch ein Business-Development Team aufgebaut, dass sich um den indirekten Vertrieb über Partner in Europa kümmert. Gestützt werden diese Mitarbeiter von unserer Administration, dem Marketing und der Logistik.
Im Video: Wie ein Projekt bei SmartLiberty abläuft
Investitionsmöglichkeit: Mezzanine Finanzierung bei swisspeers
Alwin Meyer: Sie haben aktuell eine Finanzierungsprojekt bei swisspeers in der Auktion. Was ist das Projekt, das Sie mit den frischen Mitteln umsetzen möchten?
Tobias Britz: Wir lancieren eine neue Marke (www.motica.app) die es uns ermöglicht viel schneller auf dem Markt zu sein und unser Wachstum im Healthcare Markt Schweiz und Europa zu beschleunigen.
Bis dato hat SmartLiberty immer Gesamtlösungen (Hardware + Software) in der Alters- und Pflegeheim-Branche verkauft. Dies benötigt aber eine Installation der Hardware, die auch mit Investments für das Alters- und Pflegeheim verbunden ist. Neu kann nun unserer App als Recurring-Lizenz erworben werden und mit bestehenden Ruf- und Ortungssystemen, die Kunden bereits haben, integriert werden.
Somit kann der Sales-Zyklus verkürzt unser Angebot schneller skaliert werden. Darüber hinaus sparen die Heime beim Investment und gewinnen mehr Zeit für die Pflege. Eine Win-Win-Win-Situation.
Den swisspeers Geschäftskredit benötigen wir für das Marketing und den Marktaufbau in Europa.
Hier geht es zur laufenden Kreditauktion von SmartLiberty
Alwin Meyer: Wie sind Sie auf swisspeers gestossen und haben diese Finanzierungsform gewählt?
Tobias Britz: Wir wurden durch einen Swisspeers-Investor auf die Plattform aufmerksam gemacht. Der Gedanke Crowdlending hat uns speziell interessiert, weil sich eben auch kleine Investoren einbringen können und etwas in unserem Bereich beitragen können.
Darüber hinaus ist der Prozess des Kreditantrags viel schneller und flexibler als bei einer Bank. Zusätzlich wurden wir durch den Swisspeers-Experten gut beraten, wie wir unser Projekt darstellen können und kamen auf das “Mezzanine” Finanzierungsmodell, was zu unserem Vorhaben optimal passt.
Exkurs: Was ist Mezzanine-Kapital? Mezzanine ist ursprünglich ein italienischer Renaissance-Begriff und stammt aus der Architektur: Er steht für ein «Zwischengeschoss» zwischen zwei Etagen. Metaphorisch auf die Finanzwelt übertragen ist auch Mezzanine-Kapital ein «Zwischengeschoss»: Eine Kapitalform, die sich hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen und rechtlichen Ausgestaltungen zwischen Fremd- und Eigenkapital befindet und folglich eine Mischform darstellt. |
Bessere Lebensqualität für Heimbewohner
Alwin Meyer: Investoren bei swisspeers investieren oft nicht nur wegen der Aussicht auf Zinsen, sondern auch weil sie ihr Geld sinnvoll anlegen möchten. Was ist der "Impact", den ich als Investor erziele mit einer Investition bei SmartLiberty?
Tobias Britz: In jedem Heim, das mit SmartLiberty oder der neuen motica.app ausgerüstet wird bringt den Bewohnern eine bessere Lebensqualität. Sei es durch die Öffnung des Lebensraums, da wir Menschen dank Funktechnik schützen oder schnellere Reaktionszeiten auf Alarme dank der Informationen auf dem Smartphone.
Das Pflegepersonal profitiert von der digitalen Technik jeden Tag, spart Zeit und arbeitet effizienter. Die Freude am Job steigt, weil man mit modernen Arbeitswerkzeugen seine Tätigkeiten umsetzen kann.
Ich hätte mir so ein System für meine Oma im Alters- und Pflegeheim gewünscht. Sie war so eine lustige und frohe Person, aber leider hatte nie Jemand in der Pflege für Sie so richtig Zeit für einen angenehmen Austausch.
Mit unseren digitalen Lösungen gewinnen wir wichtige Sekunden und Minuten zurück, damit mehr Zeit da ist, sich um unsere Grosseltern oder Eltern kümmern zu können. Das ist wirklich etwas Wert!
Alwin Meyer: Herzlichen Dank für die Spannenden Insights und viel weiterhin Erfolg mit Ihrer Unternehmung und mit dem Abschluss der Finanzierung bei swisspeers.
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