Wir meinen: Das Schweizer Unternehmertum stirbt nicht!
Kürzlich besuchte ich im Berner Tramdepot eine Podiumsdiskussion, deren gewagtes Thema „Stirbt in der Schweiz das Unternehmertum?“ lautete. Darüber diskutierten bekannte Persönlichkeiten wie Nick Hayek, CEO der Swatch Group, oder Urs Häusler, Präsident der Swiss Startup Association.
Rund 60 Minuten lang moderierte der ehemalige NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann die lebendige Debatte, zu der die Stiftung StrategieDialog21.ch eingeladen hatte. Vor den rund 120 anwesenden Gästen setzte sich Nick Hayek eloquent für den Industriestandort Schweiz und insbesondere die KMU ein und wusste überzeugende Vorteile zu nennen. Klar war, dass er nicht die Dampflokomotiven im Verkehrshaus Luzern meinte, sondern die Hi-Tech KMU-Industrie, deren Mikrochip-Produktionsmaschinen und Teile an nahezu alle grossen Elektronikgüterkonzerne der Welt gehen.
Besseres Umfeld für Startups, mehr Platz für Talente
Urs Häusler verlangte vehement nach attraktiven regulatorischen Rahmenbedingungen für Startups, die er in seiner Funktion als Präsident der Swiss Startup Association an diesem Anlass repräsentierte. Insbesondere nahm er Bezug auf die Steuersituation im Kanton Zürich. Häusler mahnte auch bessere „geistige Rahmenbedingungen“ für das Unternehmertum an. Er kritisierte die systematische Gleichmacherei an den Schulen. Heute würde man seinen Worten zufolge vielen erfolgreichen Unternehmern und Gründern schon in der Primarschule die Diagnose „ADHS“ stellen.
Nachdenklich stimmten mich die Aussagen von Boris Zürcher, dem Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco. Er liess nicht zu, dass der „schwarze Peter“ der Regulierung einfach der Verwaltung zugeschoben wurde. Viele Regularien seinen von Branchenverbänden initiiert und letztlich durchgesetzt worden, die nur die Protektion ihrer eigenen Interessen angestrebt hätten. Schliesslich wies Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia, auf das heute erreichte Niveau des Schutzes von Arbeitnehmern hin. Im Zusammenhang mit der neuen Gesetzgebung zur Zeiterfassung musste ich ihr meine Sympathie aber entziehen: Sie meinte, dass die Arbeitgeber mit Geld für ihre Zeit entschädigt würden. Ich bin allerdings der Meinung, dass im Berufsleben Geld gegen Leistung im Vordergrund stehen sollte – nicht der reine Zeitaufwand!
Lebhaftes Unternehmertum jeden Tag
Ich fand die Debatte insgesamt sehr spannend. Zu viel Unternehmertum kann es eigentlich gar nicht geben. Bei unserem eigenen Unternehmen swisspeers erleben wir täglich, wie viel Wille zum Unternehmertum in der Schweiz vorhanden ist. Viel tut sich vor allem in Branchen, die nicht gerade „sexy“ und in aller Munde sind wie etwa Pharma oder FinTechs. Das schweizerische Unternehmertum floriert in profanen Bereichen, dort aber auf breiter Front.
Es sind oft gerade die unspektakulären KMU, die sich gut entwickeln. Wenn ein Stromer ein weiteres Team aufbaut, ein Fahrradshop expandiert oder ein Tüftler seine Idee für Autozubehör umsetzen möchte, dann ist das gelebtes Unternehmertum. Alle drei Beispielfirmen stehen dann vor den gleichen Herausforderungen:
- Oft haben sie weder Family & Friends mit finanziellen Mitteln noch ein kapitalkräftiges Netzwerk.
- Sie benötigen meist nur wenige zehntausend Franken, um ihre Pläne umzusetzen. Das wiederum ist für die meisten Investoren, ob Business Angels oder Banken, einfach zu wenig und verwaltungstechnisch zu aufwändig.
- Sie sind oft keine Experten für Marktanalysen, Geschäftspläne oder das Finanzmanagement.
All diese Unternehmen finden bei Crowdfunding-Plattformen wie swisspeers tatkräftige Unterstützung. Mit unseren Angeboten fördern und unterstützen wir sie beim Wachsen und investieren. Damit werden diese KMU fit für die Zukunft. Sie erhalten und schaffen Arbeitsplätze. Was wir bisher sehen konnten, stimmt uns dafür optimistisch. Aus unserer Perspektive können wir deshalb die Leitfrage des Podiums ganz klar mit einem entschlossenen „Nein“ beantworten. Das Schweizer Unternehmertum ist vielmehr sehr lebendig!