Peer-to-Peer Lending ist demokratischer als Marketplace Lending
Das gesamte übergeordnete Konzept des Crowdsourcing basiert auf diesem Gedanken. Crowdsourcing bezeichnet die Beschaffung aller Arten von Ressourcen (Dienstleistungen, kreative Inhalte, Geldmittel etc.) bei einer grossen Anzahl von Personen (der Crowd). Die Vernetzung erfolgt in der Regel über eine Onlineplattform als Dreh- und Angelpunkt. Dort stehen Informationen zum jeweiligen Projekt bereit und wer mitmachen möchte, kann sich dafür registrieren.
Crowdfunding zur Beschaffung finanzieller Mittel
Eine Anwendungsform des Crowdsourcing ist das Crowdfunding. Es befasst sich mit der Beschaffung von Finanzmitteln für Unternehmen oder Einzelprojekte. Beim Crowdfunding wird das für ein Projekt nötige Kapital durch zahlreiche einzelne Investoren oder Unterstützern aufgebracht.
Der Begriff des Crowdfunding muss in der Schweiz kaum mehr erklärt werden. Spektakuläre Projekte wie die Saisonkartenaktion der Skiregion Saas Fee oder Crowdfundings für politische Kampagnen wie die Operation Libero haben das Finanzierungskonzept des Crowdfunding bekannt gemacht.
Auch innerhalb des Crowdfunding gibt es wiederum verschiedene Ausgestaltungen. In vielen Fällen geht es um die Finanzierung von Unternehmen mit Eigenkapital oder Fremdkapital. Die heute vorherrschenden Varianten zeigt diese Grafik:
Unter dem Oberbegriff des Crowdfunding finden sich heute bereits fünf verschiedene Kategorien und die Vielfalt erweitert sich ständig. Beim Crowdlending stellen Kapitalgeber ein Darlehen oder einen Firmenkredit bereit. Dieses wird zuzüglich Zinsen zurückgezahlt. Das ist das swisspeers-Modell.
Peer-to-Peer Lending: Firmenfinanzierung ohne grosse Finanzinsitute
Die Plattform swisspeers.ch hat ihren Namen jedoch vom Konzept des Peer-to-Peer Lending (P2P Lending). Hierbei geht es um die Kreditvergabe von Privatpersonen und Firmen als gleichgestellten Partnern auf Augenhöhe. Peer-to-Peer kann auch bedeuten, dass eine 1:1 Beziehung zwischen den Parteien besteht. In der Praxis handelt es sich jedoch um 1:n Beziehungen, bei denen mehrere private Kreditgeber eine kreditsuchende Unternehmung finanzieren und dort eine Geldanlage tätigen. Deshalb wird der Begriff Peer-to-Peer Lending regelmässig synonym zum Crowdlending verwendet.
Das gesellschaftlich spannende am Crowdlending ist, dass keine klassischen Finanzinstitute benötigt werden. Kredit suchende Unternehmen werden direkt mit privaten Investoren in Verbindung gebracht. Dadurch soll die Transaktion für beide Parteien effizienter und günstiger werden. Der Kreditnehmer erhält einen im Vergleich zu den Angeboten etablierter Akteure attraktiveren Zinssatz, der Kreditgeber eine höhere Verzinsung auf sein investiertes Kapital aus einer sonst für ihn gar nicht zugänglichen Anlageform.
Plattformen werden zu Akquisitionsmaschinen für Kredite
In den USA gibt es beim Crowd- oder Peer-to-Peer Lending allerdings bereits eine weitere Entwicklungsstufe: Auf der Geldgeberseite stehen dabei keine Einzelpersonen oder die Crowd im klassischen Sinn mehr, sondern die traditionellen Finanzdienstleistungsanbieter drängen in diese Rolle. Dazu werden Fondsstrukturen geschaffen, über welche institutionelle Anleger oder Privatanleger via ihrer Bank investieren können. Der Vorteil ist die sofort vorhandene breite Portfoliodiversifikation für den Investor. Doch die Anleger - private wie institutionelle – müssen zusätzlich die Kosten aller involvierten Parteien bezahlen.
Dabei gehen die Crowd – oder die Peers – verloren. Doch gerade die direkte Verbindung dieser mit den Geldempfängern ist das eigentlich disruptive des ganzen Crowdlending-Modells. So trägt es zur Demokratisierung der Finanzwelt bei. Die mit Marketplace Lending überschriebenen Modelle entwickeln sich so zu traditionellen Finanzdienstleistern. Die Plattformen werden zu Kreditakquisitionsmaschinen für institutionelle Anleger.