KMU Studie: Aussichten 50:50
A.T. Kearney und der Verband Swiss Export haben die KMU Mittelstandstudie veröffentlicht.
Die Studie wurde in den Medien aufgenommen und unterschiedlich interpretiert:
- «Branchenreport: Das Gewerbe spürt Gegenwind» (kmu today) oder
- positiv formuliert «Hälfte der Schweizer KMU rechnet mit steigenden Umsätzen» (finews).
- «Neue Studie zeigt: Optimismus bei KMU schwindet" sagt der Organisator.
- Aus liechtensteinischer Sicht: «Schweizer KMU blicken optimistisch in die Zukunft» (Vaterland).
Effektiv ist das Bild nicht eindeutig und je nachdem, welchen Teil der Studie hervorgehoben wird, ist man im optimistischen oder im pessimistischen Lager.
Weiter ist die Datenbasis der Studie zu beachten. Es handelt sich um eine Umfrage bei 455 exportorientierten Unternehmen, wobei rund 2/3 mehr als CHF 1 Mio. Umsatz generieren.
Hier ein paar Fakten aus der Studie für eine eigene, differenzierte Sicht:
Aussichten? → Branchenabhängig
Je nach Branche werden die Aussichten für die nächsten Jahre gut bis sehr gut beurteilt. Im Vergleich zu früheren Studien hat sich dieses Bild verbessert.
Grafik 1: Entwicklung der Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage
(Quellenangaben am Ende des Blogartikels)
69% der befragten Unternehmen sehen ihre wirtschaftliche Zukunft für die kommenden drei Jahre optimistisch. Das sind 7% mehr als im Vorjahr. Dabei zeigen sich Unterschiede je nach Branche:
- 80% positive Aussichten vermeldet die Chemie/Pharma. Dies trotz Bedenken zum Standort (Interview mit Roche Manager)
- Gastgewerbe/Hotellerie: 75% positiv.
- 73% in der Baubranche beurteilen die Aussichten positiv. Das liegt wohl am Mangel an Wohnraum im ganzen Land.
- 56% in der Energie & Infrastruktur: die hohen Preise kommen zurück, was auf die Margen schlägt.
Aussichten? → Grössenabhängig
43% der kleinen Unternehmen schätzen die Umsatzentwicklung als positiv ein. Die Mehrheit der kleinen Unternehmen erwartet negative Umsatzentwicklungen für 2024. Je grösser die Unternehmen, desto positiver wird das Jahr 2024 eingeschätzt.
Grafik 2: Umsatz- und Renditeerwartungen der KMU für 2024
Kontraktion seit 2023 gemäss Einkaufsmanagerindex
Ein negatives Bild zeichnet seit 2023 der Einkaufsmanager Index der Raiffeisen. Dieser befindet sich weiterhin unter der Wachstumsschwelle von 50 Indexpunkten. Der Index wird bei 200 KMU des verarbeitenden Gewerbes erhoben.
Drei der fünf Subkomponenten verzeichneten einen Anstieg gegenüber dem Vormonat. Es blieben aber alle unter der Expansionsschwelle:
- Auftragsbestand (von 46,9 auf 47,8).
- Produktion (von 43,9 auf 47,5)
- Beschäftigung (von 45,9 auf 49,4)
- Die Einschätzung zu den Lieferfristen und zu den Einkaufslagern verschlechterte sich leicht.
Sorgenbarometer: Preisentwicklung und Inflation im Vordergrund
Obwohl sich die Inflation auf breiter Basis abgeschwächt hat, steht sie zusammen mit der Preisentwicklung im Vordergrund. Wobei es wohl primär die Preisentwicklung ist, die aufgrund des steigenden Frankenkurses im Zentrum steht.
- Preisentwicklung und Inflation (80% Nennungen)
- Cyber- und Datensicherheit (79%)
- Beherrschung technologischer Trends (76%)
Grafik 3: Die grössten Einflussfaktoren auf die wirtschaftliche Entwicklung von KMU
Konjunkturrisiken
Zusätzlich identifiziert die Studie folgende dominante Konjunkturrisiken:
- Hohe Energie- und Rohstoffpreise (56%). Zwar immer noch auf Platz eins, aber die Risikoeinschätzung ist von 84% im 2022 stark gesunken, nachdem sich die Versorgung wieder eingependelt hat.
- Zugang zu Fachkräften/Personal (44%) bleibt ein Dauerthema.
- Aussenpolitische Entwicklungen (42%). Der Anstieg der Bedeutung der aussenpolitischen Entwicklungen widerspiegelt wohl die unklaren Verhältnisse mit der EU.
Grafik 4: Die grössten Konjunkturrisiken für KMU
Quellen:
- 7. Ausgabe der KMU Mittelstandstudie des Verbands swiss export und der Strategieberatung Kearney.
Studie: Hier downloaden
Präsentation: Hier downloaden
Grafik 1: Präsentation, S. 7, Grafik 2: Präsentation, S. 8, Grafik 3: Präsentation, S. 9, Grafik 4: Präsentation, S. 10 - Raiffeisen KMU PMI Index Ausgabe August 2024