Von smide zu Bond: E-Bike Sharing auf der Überholspur
Raoul Stöckle und ich haben uns unterhalten, zum Stand des Kreditprojekts, dem Markt und den lokalen und internationalen Plänen von Bond. Und was macht Corona mit dem Geschäftsmodell E-Bike Sharing?
Innerhalb von 48 Stunden haben wir im September 2018 in einer aufsehenerregenden Crowdfunding Kampagne CHF 500'000 Darlehen durch 87 Investoren finanziert. Die investierenden swisspeers Anleger erhielten für eine Minimuminvestition von CHF 5'000.- 1% Zins, ein 3 Jahres Bond Abo und ein E-Bike im Eigentumsvorbehalt. Wir haben im Blog Post damals berichtet.
Jetzt, kurz nach Halbzeit der Darlehenslaufzeit habe ich mich mit Raoul Stöckle dem Mitgründer von Bond zur aktuellen Lage, zum Bike Sharing Markt, zum Stand des Kreditprojekts und zu seinen Plänen unterhalten.
Doch zuerst: warum Bond? Ein starker Name der sofort Assoziationen weckt, die typischerweise mit schnellen Autos und anderen Gadgets in Verbindung gebracht wird… aber damit hat's überhaupt nichts zu tun: «Bike on Demand» ergibt abgekürzt natürlicherweise den Nachnamen von James und dient auch als Basis für die Internationalisierung.
Expansion nach Bern mit Hürden und E-Bike Eigenentwicklung
Nach der Finanzierung bei swisspeers gings schnell. Kurz nach der Ankündigung hat Bond 50 schnelle E-Bikes in Bern positioniert. Bei 50 ist’s dann auch geblieben, weil die Stadt nicht mehr als 50 Bikes im sogenannten Free Floating System in der Innenstadt erlaubte. Weil damals ein Schweizer Hersteller nicht liefern konnte, wurden die für Bern vorgesehenen 100 E-Bikes anderweitig bestellt. Schnell stellte sich aber heraus, dass die neuen Bikes nicht wie geplant in die Flotte integriert werden können. Sie liessen sich nicht sauber von der Plattform her steuern wegen Kommunikationsproblemen.
Das war der Auslöser selbst E-Bikes zu entwickeln. Diese sind seit 3 Wochen im Einsatz. Sie haben denselben Motor wie der Marktführer für schnelle Strom-Bikes, sind aber auf den Flotteneinsatz mit der Bond Technologieplattform optimiert. Dazu gehören neben der erhöhten Robustheit auch die Erfüllung neuer gesetzlicher Auflagen wie einem Bremslicht oder einer Autohupe (!).
UPDATE: Neu können in Bolligen, Gümligen, Muri und Köniz schnelle E-Bikes ausgeliehen werden von Bond. Ab sofort sind 200 schnelle E-Bikes bereit für die Verbindung zwischen den Vororten und der Hauptstadt. Damit spielt Bond ihre Stärken aus in der Bundeshauptstadt mit ihrer restriktiven Handhabung von Bike Sharing Systemen (ausser der staatlichen Publibike...).
Twitter Meldung zur Expansion am 21. Mai 2020
Mit Technologieführerschaft das Rennen anführen
Das auf die eigene Technologieplattform abgestimmte neue E-Bike macht das Flottenmanagement noch effizienter und erhöht die optimale Nutzung der Gesamtflotte. So verfügt Bond über die einmalige Kombination einer voll abgestimmten Technologieplattform mit dazugehöriger Hardware. Die Weiterentwicklung des Gesamtsystems soll weiter vorangetrieben werden.
Expansion: Zürich, Bern und die Welt
Zwischenzeitlich ist neben Zürich und Bern auch Zug als Standort dazugekommen und weitere Städte in der Schweiz werden evaluiert. Ich lobbyiere seit 2018 aktiv für Winterthur… und hab da positive Vibes empfangen.
Auch die Auslandsexpansion geht voran. Eine Bond Flotte begeistert die Helsinkianer und in den nächsten Wochen wird in München gestartet.
Marktentwicklungen: Immer mehr Firmenflotten
Immer stärker wird das Geschäft mit Corporate Flotten. So managed Bond E-Bike Flotten, die Firmen ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Beispielsweise finanziert die Atrupi Krankenkasse während dem Lockdown dem Spitalpersonal der Hirslandenklinik in Bern eine 24h verfügbare Bond Flotte. Bond hat die Bikes innerhalb von wenigen Tagen für die Mitarbeiter bereitgestellt. Das war auch wichtig, da diese angehalten wurden den öffentlichen Verkehr zu meiden.
Finanzierung in zweistelliger Millionenhöhe
Mich interessierte aus Perspektive swisspeers als Finanzierungsvermittler und selbst Startup natürlich brennend für die Finanzierungssituation bei Bond.
Fantastischer weise konnte sich Bond im Jahr 2019 in einer Finanzierungsrunde bei internationalen Investoren einen zweistelligen Millionenbetrag für die Expansion und die Weiterentwicklung der Plattform sichern.
Eine Series B Funding Runde wird geplant für dieses Jahr, um die nächste Generation E-Bike zu entwickeln. Wie Raoul Stöckle berichtet, war den Investoren in der ersten Runde wichtig, möglichst schnell viele Märkte zu besetzten. Jetzt steht für das Erreichen der Profitabilität im Fokus. So könne Bond dieses Jahr zeigen, dass sie in Zürich profitabel operieren könne und dass sie es schaffen, in einer neuen Stadt innerhalb eines Jahres profitabel zu werden. Ihre Technolgieführerschaft trägt dazu bei, indem sie mit der gleichen Anzahl Velos wie die Konkurrenz eine viel höhere Utilization hinkriegen. Respektive im Umkehrschluss mit weniger Velos ein viel grösseres Gebiet optimal abdecken können.
Corona ein Booster für Bikes und für Ebike Sharing?
In der ersten Phase der Krise, als die Einschränkungen bloss Empfehlungscharakter hatten, ist die Nutzung von Bond in Monatsfrist um fast 15% gestiegen. Als Mitte März der Lockdown befohlen wurde, verzeichnete Bond einen Einbruch um 30%. Trotzdem operiert Bond im April immer noch über Vorjahresniveau. In der gleichen Zeit zogen die Scooter Sharing Systeme wie Tier oder Lime ihre Flotten ganz ein, also -100%.
Grund für den relativ geringen Einbruch ist, dass mit den schnellen E-Bikes von Bond jeweils eine ganze Reise ersetzt wird, während die Scooter in Verbindung mit dem öffentlichen Verkehr eingesetzt werden. Dieser kam bekanntlich ebenfalls fast zum Erliegen. Untermalt wird die Erkenntnis durch die Beobachtung längerer Fahrten mit Bond während dem Lockdown. Gleichzeitig wurde das Angebot Langzeitmiete eingeführt und veranlasste die Kunden E-Bikes vermehrt für längere Ausflüge zu nutzen. Das zeigt auch die Grafik unten, der Einsatz von Fahrrädern hat in der Corona-Zeit massiv zugenommen
Quelle: ETH / UniBasel MOBIS Covid 19/01
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