Unternehmensnachfolge und Zeitdruck – geht das?
(Artikel aktualisiert am 18. Juli 2024)
So geht der Verkäufer mit Zeitdruck um in der Finanzierungsphase
Der aktuelle Eigentümer der Firma muss schnell verkaufen. Das hat zur Folge, dass er gewillt ist, den Käufer bei der Kapitalbeschaffung zu unterstützt. Dabei stehen ihm folgende Möglichkeiten zur Verfügung:
- Selbst Kapitalgeber suchen im Netzwerk: der Verkäufer mobilisiert Fremd- und Eigenkapitalgeber in seinem eigenen Netzwerk. Dazu zählen Kunden und Lieferanten, die ein Interesse am Weiterbestehen der Unternehmung haben. Deren Involvierung kann heikel sein. Sie birgt aber Chancen für eine schnelle Transaktion und die Möglichkeit, den Preis zu halten.
- Verkäuferdarlehen gewähren: Statt eines Preisnachlasses gewährt der Verkäufer dem Käufer ein Darlehen für einen Teil des Verkaufspreises. Sind Banken involviert, wird dieses sehr eigenkapitalnah ausgestaltet werden.
- Anteil behalten, earn out: der Verkäufer behält einen Teil der Aktien oder das Recht auf einen Teil der Aktien und verkauft diese nach einem vereinbarten Plan typischerweise zu einem erfolgsabhängigen Preis an den Nachfolger.
- Preisreduktion gewähren: letztes Mittel, um die Geschwindigkeit zu erhöhen, ist der Preisnachlass. Damit macht der Verkäufer den Weg frei, für den Käufer mit den vorhandenen Mitteln zu übernehmen.
Wenn sich der Verkäufer unter höherem Zeitdruck fühlt als der Käufer, stehen ihm eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, die Transaktion zu beschleunigen. Dabei ist der Preisnachlass das letzte Mittel.
Finanzierungsmöglichkeiten für den Käufer
Steht der Käufer im Wettbewerb, oder glaubt im Wettbewerb zu stehen für die Übernahme einer Firma, so muss er die Übernahmefinanzierung schnell organisieren, damit er zum Zug kommt.
Was sind seine Finanzierungsmöglichkeiten ohne die Inanspruchnahme von Hilfe durch den Verkäufer? Es stehen ihm 3 Finanzierungsformen zur Verfügung.
1. Eigenkapital: begehrt, aber rar
Die eigenen Mittel stellen die Königsklasse der Übernahmefinanzierung dar. Ihre Investition kommt mit der Übertragung der Firmenanteile und damit dem «Sagen» in der Firma. Oft haben die Käufer aber den Firmenpreis nicht in Cash auf dem Konto. Kapital mit Eigentumsrechten (Stimm-/Dividendenrechte) an der Firma kommt typischerweise aus folgenden Quellen:
- vom Käufer selbst. Sein Erspartes, eine Erhöhung einer Hypothek auf dem Haus und aus der Pensionskasse (wobei letzteres nicht empfohlen ist).
- Aus dem Netzwerk des Käufers: Familie und Freunde. Diese werden Miteigentümer und erlangen Mitspracherecht.
- Weitere: Business Angels, Venture-Capital und Private Equity. Diese Finanzierungsformen stehen im Bereich von KMU-Übernahmen ohne ambitionierte Wachstums- und Exitpläne jedoch kaum zur Verfügung.
2. Mezzanine Kapital: tönt kompliziert – muss es aber nicht sein
Mezzanine ist eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital mit Ausgestaltungsoptionen zwischen Käufer und dem Anbieter des Kapitals (z.B. Wandlungsrechte in Eigenkapital).
- Fondsgesellschaften: Traditionell wird Mezzanine Kapital von spezialisierten Fondsgesellschaften als Eigenkapitalersatz angeboten. Die Kosten belaufen sich typischerweise auf Zinsen von 10% und aufwärts.
- KMU Direct Lending Plattformen bieten Mezzanine Finanzierungen für Unternehmen ab CHF 250'000.- an.
3. Fremdkapital: traditionell aber nur beschränkt möglich
Darlehen und Kredite werden als rückzahlbares Kapital zur Verfügung gestellt, gegen Zins. Dabei werden weitere Sicherheiten verlangt wie persönliche Haftung oder die Verpfändung der Firmenanteile.
- KMU Direct Lending – Private und institutionelle Investoren gewähren online amortisierende Kredite direkt und ohne Bank.
- Bankkredit – Banken gewähren Kredit i.d.R. bis zu 50% des Kaufpreises gegen Sicherheiten wie Verpfändung von Immobilien, der Aktien der Firma etc.
Fazit: Kauf und Verkauf von Firmen sind «Verhandlungssache»
Kauf und Verkauf von Firmen sind «Verhandlungssache» und damit befindet sich jene Partei in der Defensive, die sich stärker unter Zeitdruck fühlt. Diese Seite macht Eingeständnisse, um die Transaktion schnell vorwärtszubringen. Das Vorgehen kommt mit Opportunitätskosten – einem tieferen Verkaufserlös, einem höheren Kaufpreis oder höheren Finanzierungskosten.
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Dieser Artikel erschien in ähnlicher Form im Nachfolgemagazin 2021