Marketplace Lending Report 2021: die Institutionellen Anbieter im Vormarsch

Die Studie verschafft einen Überblick über diesen noch jungen Markt. Einige Highlights aus der Studie im heutigen Blog-Post.

Was ist Marketplace Lending?

Marketplace Lending ist ein Subsegment von «Online Alternative Finance» und beschreibt den Prozess der Kapitalvermittlung über das Internet. Die Vermittlung erfolgt über online Marktplätze, auf denen Kreditnehmer und Investoren nach definierten Regeln zusammengeführt werden.

Kreditnehmer sind:

• Privatpersonen
• Kleine und Mittlere Unternehmen
• Grossunternehmen
• Öffentlich rechtliche Körperschaften

Investoren, respektive Kreditgeber sind:

• Privatpersonen
• Fonds, Stiftungen, Family Offices
• Pensionskassen
• Banken
• Andere juristische Personen (z.B. Vermögensverwalter, Unternehmen etc.)

Auf den online Marktplätzen der Market Place Lender werden 1:1 oder 1:n Beziehungen hergestellt zwischen Kreditnehmern und Kreditgebern. Der Preis wird entweder direkt durch die Plattformen festgelegt oder die Kredite werden auktioniert. Die Verträge werden direkt unter den Parteien geschlossen oder es findet eine Forderungsabtretung via Plattformbetreiber statt.

Die Akteure im Marketplace Lending

Die Anbieter lassen sich auf verschiedene Weise segmentieren. Im Report wird fer Markt wie folgt eingeteilt:

• Crowdlending Anbieter
• Hypothekarvermittler
• Vermittler von Finanzierungen für öffentlich rechtliche Köprperschaften und grosse Unternehmen
• Vermittler von Geldmarktfinanzierungen

Die 15 Crowdlending Plattformen haben wir bereits vor einigen Wochen hier im Blog vorgestellt - im Rahmen des Erscheinens des Crowdfunding Monitor 2021.

Zu den Schweizer Crowdlending Plattformen 

Institutionalisierung entlang zweier Dimensionen

Spannend ist unseres Erachtens die weitere Institutionalisierung des Market Place Lending. Diese geschieht entlang zweier Dimensionen:

1. Auf den Fintech Startup Plattformen übernehmen institutionelle Investoren wie Fonds, Pensionskassen und Family Offices einen immer grösseren Anteil an den Finanzierungen.
2. Traditionelle, institutionelle Player bauen selbst vermehrt Plattformen auf, die es ihnen erlaubt, Geschäft zu vermitteln, statt auf die eigenen Bücher zu nehmen.

Der erste Trend ist seit einigen Jahren beobachtbar und den haben wir hier früher beschrieben (Crowding Out). Der 2. Trend hat durch das Startup Moneypark bereits 2011 seinen Anfang genommen und beschleunigt sich seit kurzem markant. Dies durch den Markteintritt von UBS mit Key4, Postfinance mit Valyo und weiteren. Ein Überblick über die Plattformen von Institutionellen:

Das sind die institutionellen Player im Market Place Lending

Moneypark – Der Pionier in der Hypothekarvermittlung, zwischenzeitlich übernommen von Helvetia. Moneypark vermittelt die grössten Volumen.

UBS Atrium – Vermittler für die Finanzierung von Renditeliegenschaften. Die Hypotheken werden auktioniert unter institutionellen Investoren, wobei die UBS Bilanz ebenfalls mitbietet.

UBS Key4 – Vermittler von Privathypotheken – diese werden auktioniert unter institutionellen Investoren, wobei die UBS Bilanz ebenfalls mitbietet.

Valuu – die Antwort der PostFinance auf Moneypark und Key4 – ein Hypothekarvermittler, der bei seinen Partnern (wiederum Banken) die beste Hypothek für Privatkunden vermittelt.

Hypoplus – der Hypothekarvermittlungsarm von Comparis.ch. Sie bringt für Hypothekarnehmer günstige Hypotheken und für Finanzinstitute die optimalen Neukunden.

Hypotheke – eine Plattform für die online Hypothekenvermittlung, gegründet durch einen Vermögensverwalter.

Cosmofunding – Vontobels Antwort auf Loanboox. Die Plattform spezialisiert sich auf die Finanzierung öffentlich-rechtlicher Körperschaften und emittiert vereinzelt auch Anleihen. Während das Fintech Startup Loanboox 2019 rund CHF 7.1 Mia vermittelt hat, lag das vermittelte Volumen auf der Vontobel Plattform Cosmofunding bei rund CHF 4.3 Mia.

Valyo – eine Kapitalmarkt Plattform der Raiffeisen. Hier emittieren Unternehmen Anleihen über einen digitalen Marktplatz. Die Plattform hat 2020 einen Bond der Raiffeisen digital emittiert.

Weitere Plattformen sind im Aufbau. Dazu zählt unter anderem Das Projekt Liiva von Raiffeisen und Mobiliar. Wir gehen davon aus, dass die Plattform ähnlich wie UBS Key 4 funktionieren wird.

7 Erwartungen zu den Marktentwicklungen

Der Marketplace Lending Report gibt einen Ausblick auf die künftigen Entwicklungen und stellt dazu sieben Vorhersagen auf. Die Voraussagen mit meinen Interpretationen dazu im Folgenden:

1. Erwartete Rückkehr des Wachstums im KMU Markt: 2020 waren aufgrund der Pandemie und insbesondere der staatlichen Gratiskreditvergabe über das Bankensystem die Kreditvolumen erstmals rückläufig im KMU Segment. Wir erwarten, dass das Wachstum wieder zurückkommt. Die bisherigen Aktivitäten im Markt lassen darauf schliessen, dass das so ist.
2. Zunehmende Bedeutung institutioneller Investoren: Das «crowding out» oder die Verdrängung der privaten Investoren akzentuiert sich auf vielen Plattformen. Getrieben wird der Trend durch Negativzinsen und Fonds, die gezielt in diese neue Fixed Income Asset Klasse investieren.
3. Die risikoadjustierten Erträge werden nach 2020 wieder steigen: die 2020 erzielte Rendite, die mit Direct Lending erzielt wurde, war tiefer als 2019. Wir gehen davon aus, dass sich diese wieder erholen mit der Erholung der Wirtschaft.
4. Plattformen werden relevanter im Hypothekarmarkt: Das Geschäft der Hypothekarvermittlung über Online-Plattformen weist hohe Wachstumsraten aus und neue Player kommen auf den Markt. So ist z.B. die Raiffeisen zusammen mit Mobiliar am Start mit der Plattform «Liiva». Die Studie weist auf die hohen Marktanteile von Vermittlungsplattformen in Deutschland (40%) und UK sowie Holland (70%) hin, während dieser in der Schweiz bei bescheidenen 3% liegt.
5. Online-Plattformen sind Innovationstreiber im Finanzierungsmarkt: viele der aktiven Plattformen bringen neue Produkte, Angebote und Dienstleistungen hervor – wie z.B. die Mezzanine Finanzierung bei uns oder die erste digitale Anleiheemission von Valyo zeigen.
6. Lending Plattformen bieten besseren Marktzugang für Investoren: Die von Lending Plattformen abgedeckten Marktsegmente waren bisher nicht oder nur schwierig zugänglich für Private wie Institutionelle Investoren. Die Online-Plattformen schaffen diese Zugänge und verhelfen Investoren zu einer neuen Asset Klasse und Diversifikationsmöglichkeiten.
7. Transparenz ist zentral für ein nachhaltiges Wachstum: Die Online-Plattformen schaffen Transparenz in Märkten, die vorhin öffentlich nicht einsehbar waren. Das erhöht den Druck zur Transparenz aller Marktteilnehmer und dies wiederum kommt allen Kunden in diesen Märkten zugute.

In einem späteren Blog Post gehen wir auf weitere Aspekte aus dem Marketplace Lending Report ein.

Hier den Marketplace Lending Report Switzerland 2021 herunterladen.